Die „Alte Treue“ feierte ihr Stiftungsfest
Hamburg (fs) – 17 Hamburger Freimaurerbrüder fanden sich im Jahr 1924 zur Gründung einer eigenen Bauhütte zusammen, der sie aus tiefer Verbundenheit mit James Andersons Alten Pflichten den Namen „Alte Treue“ gaben. Sie unterstellten sie der Großen Loge von Hamburg, einer der acht damaligen Großlogen Deutschlands. Zum 29. November 1924 wurde durch den Großmeister der Stiftungsbrief ausgestellt – gewissermaßen die „Geburtsurkunde“ der Loge.
Die Anfangszeit war nicht einfach. Was half, war die Unterstützung aus der freimaurerischen Nachbarschaft. Hier zeichneten sich besonders die Vereinigten fünf Hamburger Mitgliedslogen aus. Heute noch sichtbares Zeichen dieser Unterstützung ist der aus Ebenholz und Elfenbein gefertigte Meisterhammer (s. Foto).
Die damaligen weltweiten Krisen haben auch die Freimaurerei geprägt, und letztendlich machte das NS-Regime jegliche freimaurerische Logenarbeit zunichte. Die Alte Treue löschte ihre Lichter im April 1933. – Nach der Befreiung Deutschlands und dem Ende des 2. Weltkriegs beschlossen 12 überlebende Brüder der Loge am 16. Oktober 1945 die Neugründung.
Die Alte Treue pflegt seit vielen Jahren enge partnerschaftliche Verbindungen zur Kölner Johannisloge „Zum Ewigen Dom“ wie auch zur deutschsprachigen „Müffelmann zur Treue“ in Tel Aviv. Mit dem Meister vom Stuhl Br. Rainer Schicke ging aus der Loge ein Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland (Amtszeit 1991-96) hervor.
Am 30. November 2024 durften rund 40 Brüder unter der Leitung des Meisters vom Stuhl, Br. Michael Bockelmann, im Großen Tempel des Logenhauses in der Hamburger Welckerstraße das 100. Jahr seit ihrer Gründung feiern. Unter den Teilnehmern war u.a. Br. Hinrich Kölln, mit 99 Jahren das älteste Logenmitglied, der gemeinsam mit seiner Frau das Stiftungsfest feierte und mit seinem wachen, humorvollen Wesen begeisterte.
Der Meister vom Stuhl brachte an der festlichen Tafel den folgenden Trinkspruch aus:
„Deutsche Sorgen“
Heinrich Heine sagte in seinem Gedicht ‚Nachtgedanken‚:
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
dann bin ich um den Schlaf gebracht.
Heine schrieb es 1843 im Exil in Frankreich. Diese Zeit war in Deutschland wirklich schwierig. Es begann die industrielle Revolution, Hungerwinter folgten aufeinander, die Lebenserwartung lag bei ca. 36 Jahren, Frauen bekamen bis zu 12 Kinder, von denen vielleicht zwei oder drei erwachsen wurden.
Diese Not von damals ist mit den kleinen Unannehmlichkeiten, die wir heute aushalten müssen, nicht zu vergleichen. Wir haben auch Menschen in Not, aber nicht die Mehrzahl der Menschen ist in ihrer Existenz bedroht. Bei uns kommt mal ein Zug zu spät, eine Behörde arbeitet mal sehr langsam, ein Gericht fällt mal ein unpassendes Urteil. So ist eben das Leben.
Heine sagt:
Deutschland hat ewigen Bestand,
es ist ein kerngesundes Land.
Ich denke wir sollten unsere mit Bedenken beschwerte Seele erleichtern und dem Leben mit Optimismus und Freude begegnen. Viele Dinge, die uns nicht gefallen, können wir als Gesellschaft aus eigener Kraft lösen und uns neu ausrichten, wenn wir es nur wollen. Verzichten wir auf das Nachkarten und die kleinliche Rechthaberei. Besinnen wir uns auf unsere positiven Kräfte, den Verstand, den Erfindergeist, die Kunstfertigkeit und die handwerklichen Geschicklichkeiten.
Heine sagt dazu:
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
und lächelt fort die deutschen Sorgen.
Lächeln ist eine gute Form des Aufbruchs.
Im Video einige Eindrücke aus einem vorweihnachtlich-sonnigen Hamburg und dem Stiftungsfest im Logenhaus Welckerstraße.
Stimmiges Video!
Sehr ehrw.. GrMstr. Br. Frank Schmalbach,
es war mir eine große Freude, Dich anläßlich einer so würdigen und schönen Feier in meinem hohen Alter begrüßen zu können! Überhaupt bin ich glücklich, gegen Ende meiner Lebensjahre noch unserer freimaurischen Bruderkette angehören zu dürfen, und dieses dazu in einer Bauhütte, die ausgesprochen harmonisch wie professionell von unserem MvSt.so geleitet wird! Die besten Freunde des vollen Vertrauens gewann ich in der Loge! Ich bekenne gern: Die Arbeit am Rauhen Stein hat entscheidenten Anteil an meiner Lebens-Einstellung und -Erkenntnis. Sie, die Arbeit, wird mich sicher auch noch einige Zeit beschäftigen.
Mit ganz herzlichen brdl. Grüßen i.d.u.h.Z., verbleibe ich als Dein Br. Hinrich j. Kölln.