Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Amphore zum Jubiläum des Berliner Logendistrikts

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© anncapictures – pixabay.com

Amphore zum Jubiläum des Berliner Logendistrikts

Von Antje Friedl-Höttler

Reich dekoriertes KPM-Prunkstück vermutlich aus dem Jahre 1966

Ein besonders markantes Objekt in der Bayreuther Museumssammlung ist die Porzellan-Amphore aus der berühmten Berliner Porzellan-Manufaktur KPM, dekoriert mit einer Kette aus dreieckigen Eisenschildern der 15 Logen des Logendistrikts Berlin.
Leider fehlen dem Museum jegliche Anhaltspunkte über ihre Historie, die Provenienz bzw. wie dieses Stück mit dem Namen Französische Vase Nr. 1 in die Sammlung gekommen ist.

Mit der beachtlichen Höhe von 50 cm und ohne malerisches Dekor stammt sie aus der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) in Berlin, der Friedrich der Große zur Berühmtheit verhalf. Gegründet wurde sie Mitte des 18. Jahrhunderts durch den Berliner Kaufmann und Wollfabrikanten Wilhelm Caspar Wegely, nachdem er das königliche Privileg vom preußischen König erhalten hatte, in Berlin eine Porzellanmanufaktur zu errichten. Allerdings zwangen ihn technische Schwierigkeiten und der Siebenjährige Krieg zur Aufgabe des Unternehmens und er veräußerte es an den Berliner Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky. Diesem gelang es, den Betrieb weiter auszubauen, indem er begabte Schüler und Modelliermeister von der schon damals deutlich berühmteren Meißener Porzellan-Manufaktur abwarb. Der anhaltende Krieg bereitete jedoch auch ihm enorme finanzielle Probleme, sodass er sich gezwungen sah, nach nur zwei Jahren 1763 die Produktion einzustellen. Noch im selben Jahr entschloss sich Friedrich II., das gut aufgestellte junge Unternehmen zu erwerben und den Betrieb mitsamt den Mitarbeitern weiterzuführen. Die Manufaktur wurde in Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin umbenannt und die Markierung entsprechend geändert. Der König drückte dem Porzellan quasi seinen Stempel auf, denn fortan wurden die vielfältigen Produkte mit dem berühmten kobaltblauen Zepter als Bodenmarke kenntlich gemacht. Das war der Beginn der eigentlichen Erfolgsgeschichte. Seit jener Zeit findet sich die Zepter-Marke aus dem kurfürstlich-brandenburgischen Wappen auf beinahe der gesamten KPM-Produktpalette, sofern jedes einzelne Stück die strengen Qualitätskontrollen bestanden hat. Dieses Verfahren hat sich bis heute nicht geändert, d. h. wenn das geformte Objekt nach dem Verglühbrand der Prüfung standhält, wird das Zeichen mit blauer Unterglasurfarbe aufgetragen, erst danach glasiert und ein zweites Mal gebrannt, wobei sich das Kobaltblau untrennbar mit der Glasur verbindet. Damit wird nicht nur die Herkunft angezeigt, sondern auch die Fälschungssicherheit gewährleistet.

Nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel gefertigt

Im Vergleich zu den bekannteren, benachbarten sächsischen Herstellern gehören die preußischen zur absoluten Spitze, was die filigrane Formgebung und die Malereien angeht. Das zeigt sich auch bei der Museumsvase mit den zwei feingearbeiteten Greifen-Henkeln, dem eiförmigen Korpus auf ansteigendem und quadratischem Sockel in Weißporzellan, glasiert. Sie geht auf einen Entwurf des preußischen Baumeisters und Malers Karl Friedrich Schinkel um 1830 zurück. Er war damals der herausragende Architekt unter König Friedrich Wilhelm III. und seiner Gemahlin Königin Luise. Seine Bauwerke prägen heute noch das Stadtbild im Zentrum Berlins und anderer Orte. Es war die Zeit, in der die Welt der Antike Vorbild und der Klassizismus die stilprägende Richtung in Kunst und Architektur war. Daran hat sich auch die Gestaltung des Interieurs mitsamt den Einrichtungsgegenständen orientiert und so auch die Modellmeister der Königlichen Porzellan-Manufaktur. Die Vase wurde in drei Größen produziert, das Museumsstück gehört zur größten Ausführung. Die Bodenmarke bei KPM hat sich im Laufe der Jahre häufig verändert, was den Produktionszeitpunkt eingrenzen lässt. Die Vasenpunze, wie sie hier erscheint, fand zwischen 1962 und 1992 Verwendung.

15 verschiedene Logen sind auf der Amphore verewigt

Der Anlass zur Stiftung dieser reich dekorierten Vase könnte ein Jubiläum des Berliner Logendistrikts gewesen sein, geschmückt mit der zweireihigen Kette, an der sich 15 dreieckige Schilder aus Eisen aufreihen mit der Gravur der jeweiligen Loge, nummeriert, nur ein Schild ist rechteckig mit der Bezeichnung: Vereinigte Großloge / von Deutschland / Logendistrikt Berlin. Die dort genannten Logen sind:
Humanitas, Nr. 530, Pestalozzi zur Wahrheit, Nr. 531, Zum Spiegel der Wahrheit, Nr. 532, Zur aufgehenden Sonne, Nr. 580, Zu den Alten Pflichten, Nr. 657, Urania zur Unsterblichkeit, Nr. 183, Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit, Nr. 184, Pythagoras zum flammenden Stern, Nr. 186, Zur siegenden Wahrheit, Nr. 185, Phoenix, Nr. 847, König Salomo, Nr. 852, Victoria, Nr. 492, Hammonia zur Treue, Nr. 496, Friedrich Ludwig Schröder, Nr. 506 und Germania zur Einigkeit, Nr. 529.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es tiefgreifende Veränderungen und Neuorganisationen in der Logengeschichte im Zuge des Wiederaufbaus der deutschen Freimaurerei. Eine Vielzahl der Logen konnte reaktiviert werden, es wurden neue Dachverbände und eben auch Logendistrikte gegründet. Das Gründungsdatum des Logendistrikts Berlin geht auf das Jahr 1956 zurück, was zu der Annahme führt, dass dieses hochwertige Gefäß 1966, anlässlich des 10-jährigen Jubiläums gestiftet wurde. Zu dem Zeitpunkt waren alle genannten Logen eigenständig, bei einigen stellten sich Veränderungen in den 1970er Jahren ein, wie etwa Zusammenschlüsse. Dies geschah bei den Logen „Zu den Alten Pflichten“ und „Zur aufgehenden Sonne“, die sich im Jahre 1970 vereinigten. Ein ebensolches Bündnis vollzogen 1971 auch die Logen „Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit“ und „Pythagoras zum flammenden Stern“ aufgrund der geringen Mitgliederzahlen. Drei Jahre später fusionierten ebenfalls die „Humanitas“ und „Pestalozzi zur Wahrheit“ und bildeten die Doppelloge „Pestalozzi-Humanitas“. Aufgrund dieser Umwandlungen lässt sich die Datierung der Vase ebenfalls eingrenzen, zudem gäbe es vor 1966 bis 1970 auch keinen Anlass zu ihrer Stiftung.

Das Museum ist sehr dankbar über derartige Zugänge und nimmt gerne Hinweise zur Provenienz entgegen, denn solche Objekte erweitern nicht nur das Spektrum der Sammlung, sondern werten sie auf.

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 4-2022 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.