Bayrische Freimaurer-Delegation zu Gast in London
London (hm) – Eine stattliche Reisegruppe aus 33 bayrischen Freimaurern nebst 21 Ehefrauen / Partnerinnen startete auf Einladung von Fabian Geyer, amtierender Worshipful Master (Meister vom Stuhl) der Londoner Loge Golden Square No. 2857, am 15. November 2024 in München mit Ziel London.
Dass ein Besuch der Freemasons‘ Hall in Covent Garden besonders für Freimaurer immer eine Reise wert ist, belegen die zahlreichen Kontakte und Partnerschaften zwischen deutschen und Londoner Logen. Der imposante Art-Déco-Bau in der Great Queen Street ist zugleich Sitz der United Grand Lodge of England (UGLE), der Verwaltungszentrale der britischen Freimaurerei. Prägend für das Gebäude sind die 23 Tempel sowie der Grand Temple, der für die großen Zusammenkünfte der Grand Lodge – und mitunter auch für nichtfreimaurerische Events oder auch Filmaufnahmen genutzt wird.
Wissenswertes über Logen und Ämter
Ein britischer Worshipful Master – der Vorsitzende der Loge – ist ist für ein Jahr im Amt. Zuvor muss er Erfahrungen in fast allen rituellen Ämtern der Loge gesammelt haben: Inner Guard (Wachthabender), Junior Deacon (2. Schaffner), Senior Deacon (1. Schaffner), Junior Warden (2. Aufseher), Senior Warden (1. Aufseher). Wenn er nach seiner Amtszeit den 1. Hammer der Loge an seinen Nachfolger weitergibt, wird er zum Immediate Past Master (Altstuhlmeister) und unterstützt dann aktiv die Logenführung.
Die Loge Golden Square besteht seit 123 Jahren. Ihr bearbeitetes Ritual, das West-End-Ritual, muss von den Beamten auswendig vorgetragen werden. In wöchentlichen Lodges of Instruction werden die Texte und Handlungen einstudiert. Die 30köpfige GoldenSquare trifft sich viermal jährlich für ihr Meeting, die feierliche Tempelarbeit. Viele der Brüder sind zusätzlich in zwei oder drei weiteren Logen Mitglied.
Jede Tempelarbeit wird von einem Visiting Officer überwacht und protokolliert. Dessen Berichte dienen der Qualitätskontrolle: Etwa fünf Jahre nach der Amtszeit eines Worshipful Masters wird in einem Review seine zurückliegende Zeit und deren erfolgreicher Verlauf betrachtet und bewertet. Nach positivem Prüfungsergebnis wird der Past Master für den London Grand Rank vorgeschlagen – eine besondere Ehrung durch die Großloge, die durch die Verleihung eines dunkelblauen Schurzes verdeutlicht wird. Visiting Officers sind die Verbindungspersonen zwischen der Großloge, den Provinzlogen und den einzelnen Logen. Sie beraten, kommunizieren, überwachen die Einhaltung der Standards und repräsentieren die Großloge bei ihren Logenbesuchen.
Die UGLE ist wie ein Unternehmen organisiert, wobei der Großsekretär die Rolle des CEO innehat. Der bisherige Großsekretär hatte sich besonders für die Transparenz eingesetzt: Die Freemasons‘ Hall wurde zu einem offenen Haus für alle, inkl. Museum, Bar und Merchandising-Shop. Es finden regelmäßig unterhaltsame Hausführungen statt. Im Shop sind die Ritualtexte für jede und jeden frei erhältlich. Die britischen Freimaurer zeigen ihr Selbstbewußtsein und ihre Überzeugung dafür, dass sich das Ritual ohnehin nur dem erschließt, der es erlebt. Jedoch sind viele Passagen in den Ritualtexten verschlüsselt, und für Abkürzungen wie „his l. b. was l. o. the r. k. was s.“ gibt selbst Google keine schlüssige Auskunft.
Die 33 bayrischen Brüder aus 16 Logen wurden zu einer Tempelarbeit im Lehrlingsgrad eingeladen, nahmen in den Kolonnen Platz und erwarteten die einziehenden Beamten. Ebenfalls zugegen war der Metropolitan Grand Inspector, Br.: Tony Jacobs. Zweck der Arbeit war die Einübung der Aufnahme eines neuen Adepten. Aufgrund ihrer Dauer wurde die Zeremonie durch eine Pause unterbrochen, in der ein Schluck Whisky zur Stärkung gereicht wurde.
Im Anschluss an die Tempelarbeit trafen die Brüder wieder mit ihren Partnerinnen zusammen. Danach fand man sich zum gemeinsamen Dinner ein. Nach den drei Gängen folgte das in Englischen Logen so beliebte Raffle, eine Tombola oder Verlosung kleiner Geschenke.
Ausflüge
Am zweiten Tag ihrer Englandreise besuchte die Gruppe das ca. 200 km entfernte UNESCO-Weltkulturerbe Stonehenge. Bemerkenswert war, dass die Fahrt mit dem gecharterten Bus durch das Stadtgebiet Londons genauso lange dauerte wie der Rest der Strecke nach Stonehenge (etwa je zwei Stunden).
Der dritte und letzte Besuchstag galt dem British Museum. Zwar dürfte für dieses bedeutende Haus mit seinen ca. 8 Millionen Ausstellungsobjekten selbst ein ganzes Wochenende nicht ausreichen. Jedoch war schon für den Nachmittag die Rückreise vorgesehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einhellig klar darüber: „Bei der nächsten Reise nach London fahren wir wieder mit!“ Höchstes Lob an Br.: Fabian Geyer, der die Reise organisiert und geleitet hatte. Er ist nicht nur WM der Londoner Loge Golden Square, sondern gehört auch der Munster Lodge, #831 i. Or. Ulm an (ACGL). Vor acht Jahren war er in diese Loge eingetreten, hatte drei Jahre das Amt des WM inne und ist zurzeit Sekretär der Munster Lodge, die 29 Resident Members hat (Mitglieder, die in Deutschland wohnen).
Ein Reisebericht von Heinz Menninga, Kommunikationsbeauftragter des Distrikts Bayern der Großloge AFuAMvD