
Wortgewand, dramatisch und ideenreich! So haben es die Zuschauer am vergangenen Samstag im Osnabrücker Lortzinghaus erleben dürfen. Frei nach Motiven von Thomas Mann haben vier Freimaurerbrüder eine Lesung der ganz besonderen Art dargeboten. Dabei war Ihnen gerade der Inhalt rund um den Freimaurer Settembrini natürlich nah.
Eindrucksvoll haben die Vier aber auch Gegenpositionen beleuchtet, das Ganze mit visuellen und akustischen Raffinessen abgerundet und so das Publikum schnell in ihren Bann gezogen. Emotionale Dialoge zwischen dem Humanisten und Aufklärer Ludovico Settembrini (Bodo Dannhöfer) und dem zum Katholizismus konvertierten Leo Naphta (Alexander Trettin) haben den Hauptprotagonisten Hans Castorp (Evangelos Tzavarras) wie Salven aus Maschinengewehren befeuert. Die anspruchsvollen und fast 100 Jahre alten Bildungstexte wurden von den Darstellern komplett neu eingekleidet und ausstaffiert. Hilfreich war auch die Navigation durch den Abend durch Hofrat Behrens (Robert Brand) sowohl für Castorp als auch die Zuschauer. Beeindruckend die Gesangseinlage des 82-jährigen Brand, der Peter Vox „Haus am See“ a capella präsentierte. Alexander Trettin hatte speziell für diese Lesung ein eigenes Musikstück komponierte, das zum Denken anregte, aber auch Fragen unbeantwortet ließ. „Falsch, falsch, falsch“ war Kernaussage und Frage zugleich: „Ich bin so falsch! Was mach ich falsch?“
Die anschließende Diskussion machte deutlich, hier kamen auch anwesende Nichtfreimaurer voll und ganz auf ihren Geschmack.
„Wir freuen uns über die große Resonanz, die wir an diesem Abend erzielen konnten und die vielen kulturinteressierten Osnabrücker, die den Weg ins Logenhaus gefunden haben“, bekräftigt Reinhold Menninghaus, Meister vom Stuhl der Osnabrücker Freimaurerloge. „Das Lortzinghaus an der Katharinenkirche soll als öffentliches, kulturelles Kleinod an Abenden wie diesen auch künftig allen Kulturinteressierten seine Pforten öffnen“, so Menninghaus weiter.