Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

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Eine Familiengeschichte um Werte, Irrtum und Schuld

Dirk Meißner Lebensborn Pommern

Gelesen von Hasso Henke

Foto: © spaxlax / Adobe Stock

Der „Lebensborn e.V.“ war ein von der SS getragener Verein in der Zeit des Nationalsozialismus. Sein Ziel: die Geburtenzahl „arischer“ Kinder zu vergrößern, indem Schwangerschaftsabbrüche verhindert und anonyme Entbindungen mit anschließender Adoption angeboten wurden. Zudem war der Lebensborn mitverantwortlich für die Verschleppung von Kindern aus den von Deutschland besetzten Gebieten. Die Kinder wurden von parteitreuen Familien adoptiert, bevorzugt von SS-Angehörigen. Diese kurze Erläuterung gehört hierher, weil man nicht davon ausgehen kann, dass heutigen Generationen der „Lebensborn“ und dessen perfides Vorgehen noch ein Begriff ist.

Br. Dirk Meißner wurde 1962 in Dessau geboren. Er gehört zur Enkelgeneration der Lebensborn-Kinder. Einer Generation, die sich aus zeitlicher und innerer Distanz nunmehr diesem schwierigen Thema widmet. Schwierig deshalb, weil hierdurch das Selbstverständnis der betroffenen Familien – und damit die eigene Identität – in Frage gestellt wird.

Der fiktive Roman mit dem Untertitel „Im dunklen Laub“ spielt im Heim des Lebensborns Pommern in Bad Polzin. Gertrud, die Protagonistin der Geschichte, wird hier anonym von ihrem Sohn Rüdiger entbunden und findet dabei ihre neue berufliche Wirkungsstätte beim Lebensborn. Dabei verstrickt sie sich immer stärker in die Machenschaften der NSDAP und der SS, bis sie schließlich selbst an der sogenannten „Eindeutschung“ polnischer Raubkinder mitwirkt. Gertrud und Rüdiger fliehen 1945 vor der Roten Armee. Die Ereignisse für Mutter und Sohn überschlagen sich …

Die Verhältnisse und das Leben im Heim bilden den historischen Kontext des Romans, der zwar fiktiv, aber eng mit der Familiengeschichte des Autors verknüpft ist. Seine Heimatstatt Dessau und die verheerende Bombennacht im 7. März 1945 bilden einen weiteren historischen Hintergrund. Br. Dirk Meißners Großvater und Vater waren beide Freimaurer, was auch im Roman seinen Niederschlag findet. Er selbst folgte ihnen mit seiner Aufnahme in die Berliner Loge „Avantgarde“ vor zehn Jahren. Das Buch ist, so sagt er selbst, „ein Teil meiner Arbeit am rauen Stein und das Senkblei, mit dem ich die widerspruchsvolle Vergangenheit meiner Familie auslote“.

Der Verein der Lebensbornkinder „Lebensspuren e. V.“ hat das Buch sehr freundlich rezensiert, was dem sehr um Sorgfalt bemühten Autor durchaus wichtig ist. K. S.

BoD, Norderstedt, 2020, ISBN 978-3-7504-2262-9, 332 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 11,99 EUR

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 5-2020 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.