Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

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Erstes Gipfeltreffen der Bruderschaften

Wir bestatten unsere Toten mit drei Rosen, verehren die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft. Und Zahlen wie 3, 4, 7 spielen eine rätselhafte Rolle in unseren Ritualen. Jeder Freimaurer hat zumindest schon davon gehört, dass Mystiker Einfluss hatten auf das, was wir im Tempel tun. Doch welche uralten Botschaften tragen unsere Symbole?

Gelesen von Arne Heger

Foto: © spaxlax / Adobe Stock

Die „Bavaria Lodge No. 935“, älteste englischsprachige Loge in München, arbeitet unter der Obödienz der American Canadian Grand Lodge (ACGL) und hat freimaurerische Geschichte geschrieben: Erstmals luden die Brüder Mitglieder von insgesamt acht Sozietäten ein, die sich ähneln, und doch grundverschieden sind.

Maximilian Neff, Großmeister der deutschen Rosenkreuzer (AMORC) reiste mit zwei Brüdern aus Berlin an. Es kamen eine hochrangige Abordnung des Druiden-Ordens und Mitglieder des neodruidischen Ordens OBOD. Daneben fanden Kabbalisten, Schlaraffen, Niederländter, eine Schwester einer Frauenloge sowie Brüder und Schwestern der gemischten Loge „Zur Wahrheit“ aus Karlsruhe (die zum Grand Orient de France gehört) den Weg ins Logenhaus an der Schwan­thaler Straße. Sogar einer der so genannten Guglmänner, einer geheimen bayerischen Bruderschaft, die sonst nur in henkersähnlicher Kapuze und Habit auftritt, folgte der Einladung. Allerdings in zivil.

Hintergrund dieses einzigartigen Treffens war die Vorstellung der Video-Dokumentation von BILDplus über sechs dieser Bruderschaften.

Warum hat es bisher noch nie ein solches Treffen gegeben? Vermutlich, weil wir immer mehr damit beschäftigt waren zu diskutieren, was uns trennt. Und nicht, darüber nachzudenken, was unsere gemeinsamen Ursprünge und Ziele sind. Den Rosenkreuzern, christlichen Mystikern, verdanken wir vermutlich die Rosen, das Prinzip der Dualität (musivisches Pflaster) und die Elemente, die u. a. bei der Aufnahme in den meisten Systemen eine Rolle spielen. Und wohl auch die Zahl 3, die in der rosenkreuzerischen Alchimie die Prinzipien Salz (für den Körper), Schwefel (Geist) und Quecksilber (Seele) repräsentiert.

Der Abend schuf eine selten schöne Stimmung von Freude über- und Neugierde aufeinander: „Die Bavaria Lodge, wie so viele ACGL-Logen, stellt das Vermächtnis jener Brüder in den alliierten Streitkräften dar, die nach den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs beim Wiederaufbau der Freimaurerei in Deutschland aktiv mitgeholfen haben”, sagte der Bruder Lucio Franco Amanti, Stuhlmeister der veranstaltenden Loge. „Die Arbeit von Br. Hannes gab uns die einmalige Gelegenheit, mit allen Freimaurern, die an diesem Event teilnahmen, den Geist der Toleranz zu erleben.“

Selbst innerhalb der Grenzen des Codex, den die Loge akribisch befolgt habe, seien alle unterschiedlichen Glaubensgrundsätze, unterschiedliche Methoden, die Wahrheit zu erkunden und unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten willkommen gewesen. „Alle willkommen unter dem klaren Sternenhimmel“, wie Br. Lucio es ausdrückte.

Weiter sagte er: „Auch was die Ansichten meines Freundes und Bruders bezüglich der Freimaurerei angeht, kann ich hierzu nur ein Zitat vorbringen, von dem ich nicht mit Sicherheit sagen kann, ob es von E. B. Hall oder Kermit dem Frosch stammt, der es in abgewandelter Version benutzt hat: ‚Mag ich auch nicht mit dem, was du sagst, übereinstimmen, so werde ich dennoch dein Recht, es zu sagen, bis zum Tod verteidigen.‘“
Gemeinsam unterstützten alle Gäste bei einer Sammlung eine Musikschule für Mädchen in Afghanistan, ein persönliches Anliegen des gastgebenden Stuhlmeisters und Berufsmusikers Br. Lucio Franco Amanti. Die gesammelten 800 Euro gehen vollständig an das

„Afghanistan National Institute of Music“ (ANIM). ANIM ist eine von den Vereinigten Staaten unterstützte Stiftung, die sich dem Wiederaufbau der zerstörten Leben von Waisen, Straßenkindern und anderen schutzbedürftigen Kindern Afghanistans durch Musik verschrieben hat.

„Wir müssen das jetzt unbedingt regelmäßig machen“, so der Wunsch eines Ober-Schlaraffen, der mit seinen mitreisenden Brüdern im bunten Ornat erschien. „Wir haben eine ganz deutliche Gemeinsamkeit: Wir sind alle eine Art Sandkasten für Erwachsene. Nur mit unterschiedlichen Förmchen.“

Von den Schlaraffen könnten viele von uns Humor lernen. Es heißt schließlich, wir Freimaurer seien „die traurigen Schlaraffen“.

Tipp: Die von Hannes Kohlmaier recherchierte Videodokumentation zu Bruderschaften und Geheimbünden kann bei BILDplus kostenpflichtig unter diesem Link abgerufen werden:
https://www.freimaurerei.de/T3N

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 3-2020 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.

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