Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Forschungsloge beschäftigte sich mit Standort­bestimmung der Freimaurerei

Illustration: Nattapol_Sritongcom / stock.adobe.com

Die Forschungsloge Quatuor Coronati beschäftigte sich auf ihrer 61. Arbeitstagung in der Form eines Webinares mit der Wahrnehmung der Freimaurerei und dem kommunikativen Wandel.

Von Christoph Meister

Die 61. Arbeitstagung fand am Vormittag als Webinar statt. Das war nicht neu. Bereits in der Zeit der Pandemie hatten wir mit dieser Form experimentiert. Sie ist mit Einschränkungen verbunden, da persönliche Kontakte und Gespräche zwischen den Tagungsteilnehmern und -Teilnehmerinnen und mit den Referentinnen und Referenten wegfallen. Sie bietet umgekehrt den Vorteil, dass Brüder und Schwestern mit viel weniger Aufwand an Zeit und Kosten dabei sein können und deswegen mehr von ihnen sich anmelden und teilnehmen. Für diese Tagung angemeldet waren 150 Brüder und Schwestern. Aktiv dabei waren am Vormittag des 18. März zwischen 70 und 80 Personen. 

Neu war aber das Format der Nachmittagsveranstaltung. Obwohl es uns als Teilnehmenden nicht möglich war, uns im buchstäblichen Sinn zum Gespräch zusammenzusetzen, sollte in Arbeitsgruppen über dem Tagungsthema entsprechende Leitthemen diskutiert werden können. Möglich ist dies in sogenannten virtuellen Konferenzräumen. Die dazu erforderliche Technik ist aber eine andere als diejenige im Webinar, und mit dieser Technik experimentierten wir in der 61. Arbeitstagung zum ersten Mal.  

Mit der gewählten Arbeitsform – Referate am Vormittag und vertiefender Austausch darüber am Nachmittag – hatten wir an der 60. Arbeitstagung im Herbst 22 in Hannover gute Erfahrungen gemacht. Und es hatte dieses Format an QC-Jahrestagungen auch schon in früheren Zeiten gegeben, es war nur in den vergangenen Jahren ein wenig in Vergessenheit geraten. In der vorbereitenden Arbeitsgruppe und im geschäftsführenden Vorstand waren wir uns einig, dass zum gewählten Thema gar nicht anders gearbeitet werden konnte. Eine Standortbestimmung in einer alle Mitglieder der Forschungsloge und des Freundeskreises zentral betreffenden Angelegenheit war nur sinnvoll, wenn alle die Möglichkeit erhielten, sich dazu mit ihren Gedanken und Erfahrungen einzubringen. Den Anstoß zu diesem Thema, verbunden mit Vorschlägen zu den Referenten und Titeln der Vorträge, erhielt der Vorstand von Ulrich Cichy und Bastian Salier. Sie waren es auch, die die Organisation der Tagung übernahmen. Es sei ihnen dafür ganz herzlich gedankt! Obwohl intentional nicht darauf ausgerichtet, passte das „Paket“ ausgezeichnet in den Kontext der bei uns in Auftrag gegebenen Studie des Großmeisters der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Michael Volkwein, zur Zukunft der Freimaurerei. Und in unseren Arbeitstagungen wollen wir ja in offenen, unsere Freiheit nicht einschränkenden Formen darauf Bezug nehmen. Natürlich ist, was wir in den Gesprächen am Nachmittag des 18. März ermitteln konnten, nicht im statistischen Sinne repräsentativ, es zeichneten sich aber doch Tendenzen ab, die eine gewisse Allgemeingültigkeit besitzen dürften.  

Die Durchführung der Tagung bedingte eine intensive Vorbereitung, gerade auch im Bereich der Technik und des Coachings der als Referenten und Moderatoren vorgesehenen Mitglieder. Dieser Aufgabe nahmen sich unser Alt-Sekretär, Frank Schütz, und der amtierende Sekretär, Dennis Holewa, vorbildlich – äußerst kompetent und sehr geduldig – an. Dafür ganz herzlichen Dank!  

Die Vorträge am Vormittag beleuchteten das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und sorgten für ein breites Spektrum von Gesichtspunkten, das für die Gespräche am Nachmittag sehr produktiv war.  

Ulrich Cichy lancierte die Tagung mit fünf Thesen zum normativ-kommunikativen Wandel: Eine Skizze der gesellschaftlichen Lage, in der wir uns befinden, verbunden mit einem Versuch der Einordnung der Freimaurerei in dieses Umfeld, und eine kritische Analyse der freimaurerischen Kommunikation gegenüber einer vom Internet und den sozialen Medien geprägten Öffentlichkeit waren zwei Schwerpunkte in einem umfassenden, gleichzeitig prägnanten und genau differenzierenden Referat.  

Der Medienspezialist Dr. Sebastian Bartoschek zeigte in seiner ausgezeichnet dokumentierten Präsentation auf, welche Social-Media-Kanäle es gibt, wodurch sie charakterisiert sind, wer sie nutzt und wie die Rangordnung ihrer Nutzung beschaffen ist. Er schlug auch vor, welche Kanäle für uns besonders interessant sein und wie wir sie nutzen könnten. Voraussetzung für einen guten und erfolgreichen Umgang mit diesen Medien ist allerdings, dass wir möglichst genau wissen, was wir mitteilen, in welche Form wir es bringen und an wen wir uns wenden möchten.  

Martin Papenheim wies in seinem Vortrag sehr anschaulich und schlüssig nach, dass und warum Verschwörungserzählungen die Freimaurerei seit ihrer Entstehung begleiten und nicht nur die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch unsere eigene prägten und prägen. Welche Folgen sich daraus heute für eine gelingende Kommunikation mit der Öffentlichkeit ergeben, machte er mit großer Klarheit deutlich. Notwendig zu wissen ist, dass es sich hier nicht, wie viele meinen, um Theorien, sondern um Erzählungen handelt, und dass deren Wirkung viel mit dieser literarischen Form zu tun hat.  

Helmuth Reinalter wies nach, dass unsere Beziehung zur Epoche der Aufklärung im Allgemeinen und zu den Alten Pflichten in Andersons Konstitutionen im Besonderen auch für Gegenwart und Zukunft der Freimaurerei von bleibendem Wert sind, aber nur, wenn sie einer kritischen Reflexion und Erneuerung unterzogen werden. Die von ihm entwickelten „Neuen Pflichten“ sind in diesem Sinn ein Vorschlag für einen produktiven Umgang mit unseren Traditionen im normativ kommunikativen Wandel, in dem wir uns befinden.  

Bastian Salier stellte die Referenten vor, schlug Brücken zwischen den Vorträgen und zum Tagungsthema und moderierte den Vormittag souverän.  

Am Nachmittag trafen wir uns zum bereits erwähnten Workshop im virtuellen Konferenzraum. Geplant war die Aufteilung der Teilnehmenden in Gruppen, die jeweils eine der fünf Leitfragen mit einem Moderator besprechen sollten. Eine kurze Diskussion unter den ungefähr vierzig Teilnehmenden ergab, dass ein Gespräch in nur einer Gruppe, für das dafür die gesamte Zeit zur Verfügung stand, einer Einteilung in Gruppen, deren Gespräche dann in einem anschließenden Plenum vorzustellen gewesen wären, vorgezogen wurde. Bastian Salier wirkte als Moderator in einer veränderten Kommunikationssituation mit der gleichen Kunst wie am Vormittag. Und ich bemühte mich um die Protokollierung eines sehr lebhaften Gesprächs.  

Die Vorträge, die Leitfragen für die Diskussion, das anonymisierte Gesprächsprotokoll und dessen Auswertung durch Ulrich Cichy werden im Jahrbuch 2023 abgedruckt werden.  

Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass es uns gelungen ist, ein dringendes Problem in einer Weise aufzugreifen, die erhellend ist und einen wichtigen, wie wir hoffen, andauernden Prozess stimuliert hat.

Eine Antwort

  1. Guten Tag meine Brüder,
    Sie wollen die Vorträge im Jahrbuch veröffentlichen. Gut sieht bei mir anders aus.
    Als PDF direkt zum Download anbieten und im Jahrbuch veröffentlichen.
    Danke für Euern Einsatz für die Freimaurerei und Eure Aufmerksamkeit
    Mit brüderlichen Grüßen
    Ulrich Baumann

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