Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

“Frieden wird uns nicht geschenkt!”

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Marie-Luise und Christian Schwarz-Schilling mit dem stellvertretenden Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland Bernd Brauer
Marie-Luise und Christian Schwarz-Schilling mit dem stellvertretenden Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland Bernd Brauer

Freimaurer trafen sich auf der Wasserkuppe und luden zu einem Vortrag mit Bundesminister a. D. Christian Schwarz-Schilling ein.

(Fulda/bh) Die im Jahr 2010 in Fulda gegründete Freimaurerloge “Zum Frieden – la Paix” in Fulda nahm das dreihundertjährige Jubiläum der Gründung der ersten Großloge von London und Westminster zum Anlass, sich ihrer freimaurerischen Werte zu versichern und mit einer Veranstaltung am Tag der Wahl für den deutschen Bundestag an die Öffentlichkeit zu treten. Dem vorausgegangen war eine Tempelarbeit in dem heute als Denkmal erhaltenen Radom auf der Wasserkuppe. Dieser „Radardom“, von dem der erste von vier im Jahr 1958 errichtet wurde, wird als kulturelles Denkmal auf dem höchsten Berg von Hessen zur Erinnerung an den Kalten Krieg und die nahe ehemalige innerdeutsche Grenze erhalten.

Die Fuldaer Loge hatte die Feld- und Militärloge “Henning von Tresckow” aus Potsdam eingeladen, diese Tempelarbeit auszurichten. Henning von Tresckow, der Namensträger dieser Loge, gilt als eine der großen Persönlichkeiten des militärischen Widerstandes gegen Adolf Hitler. Die Tempelarbeit in der Kuppel des Radoms wurde von Brüdern aus 25 Orienten besucht, darunter aus den Orienten Brüssel und St. Gallen. Als Gäste konnte u.a. der stellvertretende Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Bernd Brauer, und der Großkanzler der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, Karl-Henning Kröger, begrüßt werden. Damit hat sich der Wunsch der Brüder aus Fulda erfüllt, sowohl am Tag der Bundestagswahl als auch wenige Tage vor dem Tag der deutschen Einheit Freimaurer zusammenzuführen und mit den Themen Krieg und Frieden zu befassen.

Am Nachmittag desselben Tages hatte die Fuldaer Loge zu einem öffentlichen Vortrag von Bundesminister a. D. Christian Schwarz-Schilling in das Bürgerhaus im nahen Poppenhausen eingeladen. Schwarz-Schilling hat sich als Streitschlichter der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo und in Mazedonien große Verdienste erworben, die ihn später als Sonderbeauftragten der EU in Bosnien-Herzegowina empfohlen haben.

Auch wenn man keinen Krieg führt, kann man schuldig werden.

Nach einem Grußwort des Bürgermeisters Manfred Helfrich sprach der im Jahr 1930 geborene Christian Schwarz-Schilling zwei Stunden über seine Erfahrungen auf dem Balkan und die Lehren, die er daraus gezogen hat. Entscheidend für Schwarz-Schilling war, dass Europa zu spät eingegriffen und über lange Zeit entsetzliche Menschenrechtsverletzungen zugelassen habe. Seine Haltung dazu fasste er in der Aussage zusammen: „Auch wenn man keinen Krieg führt, kann man schuldig werden.“ Frieden um jeden Preis sei keine Voraussetzung, Frieden zu gewinnen, sagte er auch unter Hinweis auf das Münchner Abkommen aus dem Jahr 1938, das Hitlers Expansionsstreben legitimiert habe. In seiner Rede ging Schwarz-Schilling auch auf die gegenwärtige internationale politische Krise ein und sprach davon, dass „der Krieg mit Worten“ bereits weit fortgeschritten sei, und mit Verweis auf die Vereinigten Staaten merkte er an, dass eine Politik, die nur auf die Interessen des eigenen Landes ausgerichtet sei, am Ende auch das eigene Land schwäche.

Sein Vortrag wurde getragen von dem Appell: „Frieden wird uns nicht geschenkt!“ Die anschließende Aussprache wurde moderiert durch den Meister der Forschungsloge Quatuor Coronati, Thomas Forwe. Tröstlich angesichts der Schilderungen von Kriegen und ihren Folgen waren musikalische Beiträge auf dem Cembalo des in Poppenhausen lebenden Musikers Jan Polivka, der Kompositionen von Händel vortrug, die wie die Freimaurerei seit dreihundert Jahren nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben.

Freimaurer aus 25 Orten treffen sich auf Einladung der Fuldaer Freimaurer auf der Wasserkuppe
Freimaurer aus 25 Orten treffen sich auf Einladung der Fuldaer Freimaurer auf der Wasserkuppe