Gedenktafel eingeweiht

Im Logenhaus in der Emser Straße in Berlin-Wilmersdorf arbeitete bis in die 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts auch die Loge „Victoria“ (die nach dem 2. Weltkrieg wieder reaktiviert wurde). Nach dem Verbot jeglicher freimaurerischer Arbeit durch die NS-Regierung kamen 45 Brüder jüdischen Glaubens der „Victoria“ sowie deren Angehörige durch Verfolgung oder Ermordung ums Leben.

Berlin (cc/fs) – Der Besuch einer Delegation der israelischen Großloge in Berlin Ende August / Anfang September zum 90. Todestag des Großmeisters der „Symbolischen Großloge von Deutschland“ Dr. Leo Müffelmann (s. Bericht Sechs Tage masonischer Brüderlichkeit in Berlin) wurde auch zum Anlaß genommen, den Opfern der Shoah auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee zu gedenken. Im Beisein und nach Grußworten von AFuAMvD-Großmeister Stefan Kunnert, des Großmeisters der Großloge des Staates Israel Ilan Segev sowie des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters Charlottenburg-Wilmersdorf Detlev Wagner, wurde den Brüdern und Angehörigen der „Victoria“ eine Gedenktafel enthüllt und eingeweiht. Der Archivar der Loge „Victoria“ ging im Rahmen der Einweihung auf einige Schicksale der umgekommenen Brüder ein. Er hatte hierfür in jahrelanger Vorarbeit recherchiert.

Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Frau Lala (Frida) Süsskind, Schwester Limor, die Ehefrau eines israelischen Bruders, und Naëma, die Tochter eines „Victoria“-Bruders, legten einen rosafarbenen, einen roten und einen weißen Stein auf der Tafel ab.

Die Einweihung fand ihren bewegenden Höhepunkt im Minjan, dem traditionellen jüdischen Betkreis von zehn Männern, der von einer geschwisterlich-liebevollen Kette aller nichtjüdischen Anwesenden umringt wurde. Großmeister Ilan Segev sprach das Kaddisch für die in der Shoah umgekommenen Brüder der „Victoria“ und ihre über 120 Angehörigen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bildeten zum Abschluss die Kette der Hände, die mit der traditionellen Versicherung gelöst wurde, dass die Kette der Herzen bestehen bleibt.