Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Gemeinsames Symposium in Wien

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Gemeinsames Symposium in Wien

Von Celil Şenman

Vom 19. bis 21. Oktober 2018 fand im Großlogenhaus in Wien ein Symposium zum Thema „Wie wir wirken – die soziale Dimension“ statt.

Dieser Veranstaltung gingen seit mehreren Jahren stattfindende, regelmäßige Zusammenkünfte von Brüdern der Berner Loge „Zur Hoffnung“, der Wiener Logen „Anthropos“ und „Bruderkette“ sowie der Berliner Loge „Avantgarde“ voraus. Mehr als 80 Brüder befassten sich in Vorträgen, Diskussionen und einer abschließenden Tempelarbeit mit verschiedenen Aspekten, wie wir unsere freimaurerischen Werte konkret in die Tat umsetzen können.

Fast ein ganzer Tag war „endlich einmal“ – wie viele Brüder feststellten – der Aufgabe Wohltätigkeit gewidmet und wie wir Freimaurer in unserer Wohlstandsgesellschaft aktiv sein können. Die Teilnahme des Großmeisters und weiterer Großbeamter dokumentiert die Bedeutung dieses Themas. Die Vorträge aus verschiedenen Blickwinkeln und konkrete Erfahrungen gaben dazu etliche Anregungen.

Schon in den beiden Einleitungsreferaten kamen die unterschiedlichen Annäherungen zum Ausdruck: Br. Konrad von der Loge „Erkenntnis im europäischen Licht“ skizzierte die Wohltätigkeit unter anderem aus den Zugängen, die die verschiedenen großen Religionen dazu haben, und stellte die Freimaurerei hinzu. Bereits 1723 wurde in England ein Großlogenkomitee für die Wohltätigkeit gegründet.

Br. Günther, Meister vom Stuhl der Loge „Bruderkette“ in Wien, ging vom aktuellen Zahlenmaterial zur gegenwärtigen sozialen Situation weltweit sowie in Österreich aus und bezeichnete die Wohltätigkeit als „Spiegel für uns, in dem wir erkennen, was mit uns sein könnte“.

Br. Celil Şenman, Meister vom Stuhl der Loge „Avantgarde“ in Berlin, berichtete über die Tätigkeit des 1953 gegründeten „Freimaurerischen Hilfswerks“ (FHW), dessen Aufgabe die Förderung der Jugend-, Alten- und Sozialfürsorge ist. Diese größte karitative Organisation der deutschen Freimaurer finanziert sich vor allem aus den Beiträgen der ca. 500 Mitglieder (Einzelpersonen sowie Logen) und aus Spenden. Im Jahr 2017 hat das FHW insgesamt 150.000 Euro an Spendengeldern ausgereicht. Das Hilfswerk beteiligte sich in den vergangenen Jahren unter anderem an Katastrophenhilfen, etwa für Haiti, Nepal oder Italien.

Im Referat von Br. Andreas Herbst, Meister vom Stuhl der Loge „Zur Hoffnung“ in Bern, ging es vor allem um die soziale Dimension als persönliche Lebensgestaltung, was für ihn „mehr als Wohltätigkeit“ ist. Br. Andreas wollte sein Referat als Aufruf verstanden wissen, „sich täglich bewusst zu werden, was es heißt, Freimaurer zu sein: Zu wirken – mitten im Leben“ und dabei auf beiden Ebenen wirkungsvoll zu sein: nach innen und nach außen.

Zwei konkrete Projektvorstellungen rundeten das Symposium ab: Br. Erich stellte das Spendenparlament vor und Br. Fritz präsentierte ein von seiner Loge unterstütztes psychosoziales Tageszentrum in Wien – diesem Projekt wurde auch der „Säckel der Witwe“ mit mehr als 900 Euro an Einnahmen aus der das Symposium abschließenden Tempelarbeit gewidmet.
In dieser Arbeit hielt Br. Rudi von der Loge „Zukunft“ das Baustück, wobei er ausgehend von den Vorträgen die Schlussfolgerung zog: „Wir glauben, dass die Freimaurerei mit ihrer Betonung von Moral, Brüderlichkeit, Toleranz und Fürsorge heute wahrscheinlich relevanter ist als jemals zuvor in ihrer Geschichte.“ Immer habe sich die Freimaurerei an die Zeiten angepasst – in ihren äußeren Formen, nicht in den Grundprinzipien. Und deshalb dürfe man keine Angst vor Veränderungen haben, wenn sie von innen kämen und sorgfältig implementiert würden.

Der Wunsch der Teilnehmer war nach Abschluss des Symposiums eindeutig: Solche Veranstaltungen sollten künftig mindestens einmal jährlich stattfinden, ist doch die soziale Dimension unseres Wirkens ein ganz essenzieller Aspekt unseres Bundes.

Die Berliner Freimaurerloge „Avantgarde“ plant deshalb vom 21. bis 23. Juni 2019 ein weiteres Treffen der deutschsprachigen Hauptstadtlogen. Die Themenbereiche dieser Zusammenkunft drehen sich um Fragen der Freimaurerei im sozialen und hauptstädtischen Raum, wobei Raum hier unter Rückgriff auf eine Begriffsbestimmung aus der Raumwissenschaft als „relationale Anordnung sozialer Güter und Lebewesen an Orten“ (Prof. Dr. Martina Löw) verstanden werden soll. Folgende Themenkreise sind geplant:
Entfaltung des aktiven Humanismus im Raum
Freimaurerei in der Hauptstadt: Welche Konsequenzen haben die Nähe zu staatlichen Institutionen und Politik sowie ausgeprägte Multikulturalität in einer Hauptstadt?
Raum als konstitutives Element freimaurerischer Ritualistik

Das Treffen beginnt am Freitagabend mit einer Konzertveranstaltung unter dem Titel „Lessing jazzt“ in Zusammenarbeit mit Pegasus e. V., dem Verein für freimaurerische Kunst, Kultur und Kommunikation.

Am Samstagvormittag werden die verschiedenen Themenkreise in Arbeitsgruppen nähert untersucht und vorgestellt. Geplant ist zudem ein Vortrag zum Thema „Raumtheorie“ in Zusammenarbeit mit der „Akademie forum masonicum e. V.“.
Am Sonntag wollen sich die Teilnehmer zu einer Tempelarbeit mit anschließender Tafelloge zusammenfinden.

Der Beitrag entstammt der Zeitschrift “HUMANITÄT — Das Deutsche Freimaurermagazin”, Ausgabe 2-2019.