







Etwa 300 Teilnehmer hatten sich für das Großlogentreffen angemeldet. Eine stattliche Beteiligung für eine Großlogenveranstaltung, bei der es keine vereinsrechtlichen Themen und keine Vorstandswahlen gab, wie sonst auf den alternierend stattfindenden Großlogentagen.
Mannheim. Die Stadt Mannheim birgt so manches Geheimnis und so manche Eigentümlichkeit. Nicht zuletzt sind es die in Quadrate eingeteilten Straßennamen der Innenstadt, die den Besucher verwirren, obwohl alles seine logische Ordnung hat. Das Logenhaus der Loge „Carl zu Eintracht“, Gastgeber des diesjährigen Großlogentreffens vom 29. bis 31. Mai, hat zum Beispiel die Adresse L 9,9. Dort begann das Großlogentreffen am Mittwochabend mit dem traditionellen „Get together“ der bereits angereisten Brüder und Schwestern. Denn immerhin hatten viele schon einen arbeitsreichen Tag hinter sich, tagten doch zahlreiche Gremien, wie etwa der Verwaltungsrat des Deutschen Freimaurermuseums, das Ritualkollegium, die Distriktmeister, der Großlogenvorstand sowie das Obere Ehrengericht.
Festarbeit im Lehrlingsgrad
Während am nächsten Morgen der Großlogenrat tagte – bestehend aus dem Vorstand und den Distriktmeistern der Großloge –, begann gleichzeitig das Damen- und Gästeprogramm mit der Besichtigung des freimaurerisch geprägten Schlosses und Gartenparks Schwetzingen. Am Nachmittag konnten die Gäste die „Neue Kunsthalle“ in Mannheim besuchen.
Die Brüder trafen sich zu ihrer Festarbeit im Lehrlingsgrad, dem eigentlichen feierlichen Beginn des Großlogentreffens, im großen Saal des Tagungshotels Dorint. Dazu bemerkte der Großmeister, Br. Stephan Roth-Kleyer in seiner Ansprache, die in diesem Heft im vollen Wortlaut abgedruckt ist: „Unsere Rituale sind, wie schon häufig festgestellt, unser Alleinstellungsmerkmal, unser wahres Geheimnis, unsere Würde. Sie spiegeln unsere anerkannten spezifischen maurerischen Verhaltensformen und Gebräuche wider. Sie stiften Gemeinschaftsgefühl und vermitteln uns jedes Mal erneut die Grundpfeiler der Königlichen Kunst. Um dieses zu würdigen, meine Brüder, wurde die Tempelarbeit bewusst wiederum auf den Donnerstagnachmittag, auf den Beginn des Großlogentages gelegt. Das auch mit der Intention, dass die erbauliche Wirkung der Tempelarbeit uns den Großlogentag über begleiten möge.
300 Brüder folgen während der würdig ausgestalteten Tempelarbeit diesen Ausführungen, unter ihnen auch der Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Br. Christoph Bosbach, sowie der Großmeister der Großloge von Luxemburg, Br. Jean Schiltz, und weitere Ehrengäste aus dem In- und Ausland.
Mehrere Brüder wurden vom Großmeister für ihr Wirken um die Freimaurerei ausgezeichnet. Das „Ehrenzeichen der Großloge“ als Würdigung ihrer besonderen Verdienste um die Großloge erhielten Br. Hans-Michael Höhle, Br. Peter Lohr und Br. Norbert Schmidt, Distriktmeister in Berlin. Br. Peter Lauber erhielten das „Goldene Ehrenzeichen“ in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die deutsche Freimaurerei.
Festlicher Abend im Mannheimer „Technoseum“
Das Mannheimer „Technoseum“ ist ein beeindruckender Ort, an den zum festlichen Abend geladen wurde. Wegen der großen Beteiligung mussten noch weitere Räume mit Bestuhlung zur Verfügung gestellt werden, was zwar für die Ansprachen etwas hinderlich war, aber der guten Stimmung und brüderlichen Atmosphäre des Abends keinen Abbruch tat.
Als Ehrengäste begrüßte der Großmeister, Br. Stephan Roth-Kleyer, unter anderen die Vertreter der „Orientalischen Musikakademie Mannheim e. V.“, kurz genannt „OMM“, Johannes Kiefer, Mehmet Ungan und Ali Ungan sowie die Künstler der „OMM“, die mit ihrer Percussion-Performance für einen interessanten Einstieg ins Programm sorgten. In Absprache mit der Mannheimer Loge erhielt der Verein, der sich in hohem Maße um die Kinder- und Jugendarbeit verdient macht, die diesjährige Großlogenspende in Höhe von 10.000,- Euro. Ein Betrag, mit dem sich sicherlich einiges bewirken lässt, wie der Großmeister anmerkte, um Multikulturalität und kulturelle Vielfalt zu unterstützen: „Jedes Gemeinwesen ist neben der staatlichen und kommunalen Fürsorge auch auf mitmenschliche Hilfe angewiesen“, so der Großmeister. „Seit Gründung der ersten Großloge (1717) haben sich die Logen und Großlogen in Einzelaktionen und institutionalisiert um Mitmenschen gekümmert, die Hilfe brauchten und brauchen. Wir haben dabei nicht gefragt, ob der Adressat Freimaurer ist oder nicht. Mildtätigkeit ist für Freimaurer eine selbstverständliche Pflicht.“
Außerdem wurde die Gabensammlung aus der Festarbeit im Lehrlingsgrad von der Großloge auf den Betrag von 5.000,- Euro aufgestockt und auf Wunsch der Mannheimer Loge für den karitativ tätigen Verein „Mannheimer Frauenhaus e. V.“ verwendet. Die Spende wird von der Loge „Carl zur Eintracht“ zu geeigneter Zeit im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit übergeben werden.
Neben diesen großzügigen Gesten durfte jedoch nicht vergessen werden, dass die Großloge in diesem Jahr einen runden, ihren 70. Geburtstag feiert. Großmeister Br. Stephan Roth-Kleyer sagte am Ende seiner Ausführungen: „Schön wäre es, wenn Sie mit mir das Glas auf das Wohl unserer Großloge, der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland erheben würden. Sie soll wachsen, blühen und gedeihen. Möge sie allzeit gastfreundlich und offen für die Pflege der Freundschaft und der Brüderlichkeit sein. Möge bei der Suche nach Lebensqualität und Sinn die Lebensfreude nicht zu kurz kommen und möge die Großloge mit ihren nunmehr 281 Tochterlogen ein Hort des Friedens sein und bleiben. Möge sie stets eine Heimstatt sein, in der dieser Geist gedeihe. Zum Wohle.“
Fachveranstaltung mit Vorträgen
Am Freitag, dem 31. Mai, standen schließlich mit der von Br. Thomas Forwe organisierten Fachtagung vier inhaltsschwere Vorträge auf dem Programm. Doch zunächst begrüßte die Mannheimer Bürgermeisterin für Bildung, Kinder, Jugend und Gesundheit die Teilnehmer des Großlogentages. Sie machte in ihrer Ansprache auf den hohen Stellenwert der Freimaurerei für die Stadtgesellschaft aufmerksam und betonte die historische Kontinuität der Freimaurerei in der Stadt Mannheim.
Br. Stephan Roth-Kleyer, Großmeister der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland, sagte in seiner Ansprache an das Auditorium:
„Unsere Großloge kann auf 70 gute Jahre zurückschauen. 70 Jahre, in denen sie – der in der Verfassung festgelegten Zweckbestimmung folgend – ihre aktuell 281 Mitgliedslogen korporativ in der Öffentlichkeit und gegenüber anderen Großlogen vertreten sowie die Arbeit der Logen auf Grundlage der freimaurerischen Grundsätze gefördert und gesichert hat. Darüber hinaus gibt sie Anregungen für die Tätigkeit der Mitgliedslogen zu gemeinnützigen, kulturellen und ethischen Zwecken, aber auch zur alltäglichen Logenführung. Die Großloge unterstützt die Logen im Bedarfsfall durch Vergabe zweckbestimmter Mittel. Das war und ist das Selbstverständnis der Großloge, das war und das ist der Auftrag an unsere Großloge und damit das Leitbild der für die Großloge tätigen Brüder sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kanzlei.
Die Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland ist mit Abstand die mitgliederstärkste der deutschen Großlogen. Die Anzahl der beitragspflichtigen Mitglieder unserer Großloge betrug zum Stichtag 1. Januar 2019 ca. 9.850 in unseren aktuell 281 Mitgliedslogen. Das Durchschnittsalter der Brüder liegt zurzeit bei 59 Jahren.
Liebe Brüder, unser Großlogentreffen 2019 in Mannheim wollen wir aus gutem Grund dem Thema ‚Die Welt verändert sich dramatisch – und wir?‘ widmen. Dabei wollen wir uns nicht alleine, wie 2015 anlässlich des Großlogentreffens in Osnabrück, auf die Digitalisierung beschränken. Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957) formulierte wie folgt: ‚Wenn wir wollen, das alles bleibt wie es ist, dann ist es nötig, dass alles sich verändert‘.
Heute wollen wir den Fokus auf die sozialen und damit gesellschaftlichen Veränderungen sowie auf die Rolle des Einzelnen, die Funktion und Wirkung der Königlichen Kunst, des Humanismus und der Humanität in der Gesellschaft legen. Es freut mich besonders, dass wir für diese Themen hervorragende Referenten gewinnen konnten und dass wir uns einen ganzen Tag lang diesem spannenden Thema und damit der Zukunft widmen können.
Wie sagte Goethe so schön: ‚Wir haben genug Zeit, wenn wir sie nur richtig verwenden.‘“
Die Referenten des Tages orientierten sich entsprechend an dem Motto des Großlogentages „Die Welt verändert sich dramatisch – und wir?“ Alle vier Vorträge erscheinen in der kommenden Ausgabe der “Humanität” und in den nächsten Wochen im Wortlaut auf der Internetseite der Großloge. Im Anschluss entspann sich eine wichtige Diskussion, an der die Referenten und Großmeister Br. Stephan Roth-Kleyer dem Auditorium Rede und Antwort standen. Die Fragen und Antworten werden in der kommenden Ausgabe der „Humanität“ (Nr. 5/2019 – erscheint im September) auszugsweise veröffentlicht. Moderiert wurde die Fachtagung und die anschließende Podiums- und Plenumsdiskussion vom Zugeordneten Großmeister Br. Stefan Kunnert.
Gäste und Partner, die der Fachtagung nicht beiwohnen wollten, konnten bei einer Fahrt ins nahe gelegene Heidelberg das dortige Schloss und die Altstadt besichtigen.
Großlogentreffen im Mai 2021 in Lübeck
Das nächste Großlogentreffen im Mai 2021 wird in Lübeck stattfinden. Das Programm ist bereits in Planung. Im kommenden Jahr 2020 wird der Großlogentag in Stuttgart durchgeführt werden – dann auch wieder mit vereinsrechtlichen Abstimmungen und Beschlüssen.