Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Jahresbeginnfeier der Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“

Guter Tradition entsprechend, haben die Brüder und Schwestern der Bayreuther Loge „Eleusis zur Verschwiegenheit“ auch das Jahr 2023 mit einer künstlerischen Darbietung begonnen.

Bayreuth (tf). mit einer Lesung aus dem Roman „Der Königsmacher“ von Friedrich Christian Delius, gesprochen von Kammerschauspieler Thomas Nunner vom Staatstheater Nürnberg, begann das Jahr der Loge. Der Organisator des Programms, Dirk Olaf Hanke, hat damit eine Brücke geschlagen zwischen hohem kulturellem Anspruch, geistiger Erbauung und der Reflexion zeitloser Herausforderungen.

So durfte das Publikum mit Auge und Ohr dem Protagonisten des Buches Albert Rusch, interpretiert in mitreißender, nie ins Lächerliche gleitender Gestik, Mimik und Klanggewalt Thomas Nunners, bei seiner Entwicklungsreise von einem zuletzt erfolglosen Autor hin zu neuerlichem, ungleich größerem Ruhm als preußischer Königssohn folgen, selbstinszeniert durch die mediale Verwertung der dramatischen Lebens- und Leidensgeschichte seiner Ururgroßmutter als uneheliche Nachfahrin des Hochadels.

Die Zuwendung zu Leid und Elend der unehelichen Adelstochter, verursacht durch Diskriminierung von Geschlecht und Herkunft, wirkt zunächst auch als potenter Gegenstand ehrlichen humanistischen Interesses, wird jedoch schnell als schablonenhaftes Opfernarrativ missbraucht, um sodann durch eigensüchtiges Ruhmesstreben und Aufmerksamkeitssucht des Autors vollends korrumpiert zu werden und sich in einer gänzlich verwandelten identitären Repräsentanz von preußischer Aristokratie und Ethos aufzulösen.

Ohne Genugtuung, vielmehr mit großem Mitgefühl, begleitet man den Antihelden bis zu seiner letzten Verwendung als lebendes Ausstellungsstück in einem Museum, die eigene Situation scheinbar schon nicht mehr begreifend, wobei offen bleibt, ob dieser Umstand nun als Tragik oder Gnade zu verstehen ist.

Hier konnten sich die anwesenden Brüder und Schwestern durchaus zu Solidarität mit dem Protagonisten herausgefordert fühlen. Wo findet auch in unserer Auseinandersetzung mit den dunkleren Aspekten der Gegenwart eine Inszenierung statt, bleibt das Bekenntnis zu den Idealen unseres Bundes eine reine Repräsentanz der Tugendhaftigkeit? Wenden wir uns bisweilen nicht auch nur solcher Not zu, die zeitgenössischen Opfernarrativen entspricht oder widmen wir uns auch hinreichend den Abgründen, welche der Mehrheit der Gerechten in der breiten Gesellschaft gerade verborgen bleibt? Auch scheint die demütige Pflege der Geschichte manchmal deutlicher hervorzutreten als die tatkräftige Auseinandersetzung mit der Gegenwart.  

In der Auswahl von Stück und Interpret zeigte sich einmal mehr die besondere Raffinesse des Ideengebers, Br. Dirk Olaf Hanke, ließ er die Lesung doch durch einen österreichischen Schauspieler in einer Loge stattfinden, die 1741 von Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, dem Schwager Friedrichs des Großen und Gemahl der Markgräfin Wilhelmine, gegründet wurde. Mit preußischer Genetik, als Bayern gleichwohl der österreichischen Hofkultur enger verbunden, ist die Rückkopplung mit der Historie im Orient Bayreuth ein ausgeprägtes Motiv, aber auch eine starke Versuchung. Schließlich blickt man hier auf eine 282-jährige freimaurerische Tradition zurück. 

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