Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Mozarts Zauberflöte als alchemistische Allegorie

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Die Zauberflöte

Eine alchemistische Allegorie

Tjeu van den Berk

Erschienen im Salier-Verlag, Eisfeld

430 Seiten, Format 13,5 x 20,5 cm, Fadenheftung, ISBN 978-3-96285-053-1, 32,00 €

Angelesen von Carlos Urban

Die “Zauberflöte” des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart und des Librettisten Emanuel Schikaneder ist die beliebteste und meistgespielte Oper überhaupt. Nicht nur wegen der schönen Musik, sondern auch wegen der vielen Deutungsmöglichkeiten, die zahllose Inszenierungen möglich macht. Die Oper vereint zwei Ebenen, die des scheinbar kindlich-naiven Märchens und der geheimnisvollen Welt der Freimaurer. Aus dem Briefwechsel von Mozart und Schikaneder ist mir auch die Absicht erinnerlich: die beiden wollten ein Singspiel für das Volk und eine zweite Handlung für die “Eingeweihten”. Was nun aber dieses Wissen für die Eingeweihten ist, darüber haben sich etliche Autoren den Kopf zerbrochen und zahllose Bücher dazu veröffentlicht. Nun kommt eines in deutscher Sprache des niederländischen Theologen Tjeu van den Berk, unterstützt durch die Freimaurerische Forschungsvereinigung “Frederik”.

Viele Fragen sind geblieben, und manchmal sind die Interpretationen der Fakten noch diametral entgegengesetzt.

Tjeu van den Berk

Der Verlag schreibt in seiner Mitteilung von einem bemerkenswerten Beitrag zur Interpretation der Handlung der Oper und dass sie das „opus magnum“, das große Werk, der Alchemisten als Allegorie beschreibt.  Der Autor weist darauf hin, dass er eigentlich eine Dissertation zur Zauberflöte schreiben wollte, die aber aufgrund der verwirrenden und widersprüchlichen Quellenlage nie zustande kam. Ebendies und viele Mythen um Mozart selbst, auch um Schikaneder und Giesecke, einem möglichen anderen Librettisten, haben sicherlich zu den unterschiedlichsten, zum Teil auch abenteuerlichen Spekulationen und Interpretationen geführt. Einige davon habe ich gelesen, und sie waren interessant und in Teilen schlüssig, wenngleich nur bedingt nachweisbar.

Van den Berk fügt eine weitere These hinzu, die für an dieser Oper Interessierte vielleicht nicht vollständig neu ist, aber in ihrer Konsequenz doch bemerkenswert. Van den Berk geht davon aus, dass sich die „Zauberflöte“ nur durch eine allegorische Betrachtung der Alchemie erklären lasse. Zum besseren Verständnis findet man im Buch zunächst eine Einführung in die Alchemie und der im Wesentlichen zwei Strömungen, der „praktischen“ und der „kontemplativen“, also der Veredelung von Metallen auf der einen und einer mystischen Suche des Menschen auf der anderen Seite.

Der Autor bringt auch schnell die Freimaurerei ins Spiel. Wenn in der Freimaurerei heute das Licht beispielsweise im Sinne aufklärerischer Erkenntnis verwendet wird, seien dies in der Zeit des Entstehens der Zauberflöte zwei unterschiedliche Strömungen gewesen: Aufklärung als rationales Element die eine, innere Erleuchtung durch Alchemie die andere. Zeitweise seien diese beiden Strömungen miteinander verschmolzen, zeitweise gab es erbitterte Gegnerschaften.

Der Autor holt weit aus. So geht es um die Verhältnisse der Freimaurerei in Wien im 18. Jahrhundert, es geht um Hermes, Rosenkreuzer, die damals groß in Mode befindliche “ägyptische Freimaurerei”, Alchemie und die Theorie der Elemente, Pamina als Salz, Tamino als Schwefel und Papageno als Quecksilber, um Sarastro und chymische Musik und vieles mehr.

Nun mag dem einen oder anderen Alchemie als ziemlicher Hokuspokus erscheinen, aber der Autor bezieht sich ausdrücklich auf die Sichtweise als Allegorie. Und da wird es in der Tat spannend, denn das Buch bringt viele Erklärungen, die zumindest schlüssig wirken, tatsächlich symbolische Handlungen und auch vermeintliche inhaltliche Brüche des Stückes erklären können oder zumindest interessante Gedanken einbringen.

Unter der Annahme, dass weder Cornet noch Giesecke unbedingt gelogen haben, kommen wir um den Kern der Geschichte nicht herum, wie mir scheint.

Tjeu van den Berk

Van der Berk macht es übrigens nicht anders als andere Autoren zur Zauberflöte mit anderen Thesen: Fakten und Vermutungen werden vorsichtig zusammengetragen und dann verdichtet, ohne dass es wirkliche Gewissheit gibt. Die Faktenlage ist dünn und von Mythen verklärt. Manche Einlassungen wirken überzeugend, anderen muss man sich schon mit gutem Willen nähern, insbesondere, wenn Zahlenmystik bemüht wird. Aber auch da gibt es, Aufklärung hin oder her, bis heute Anhänger, die an dem Buch sicher ihre Freude haben. Manches mag wahr sein, manches mag wahr scheinen, interessant ist das Buch allemal, gut zu lesen und lehrreich sowieso, damit eine klare Empfehlung, jedoch mit Verstand und Freude zu lesen.