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Von Thomas Stuwe
Manchmal gehört lautes Hupen einfach dazu
Früher legte der „Indianer“, der Native American, sein Ohr auf den Prärieboden, um frühzeitig zu hören, was sich anbahnt. Heute bezeichnen wir das frühzeitige Erkennen sowie das rechtzeitige und angemessene Reagieren auf sich im Straßenverkehr abzeichnende Situationen als vorausschauendes Fahren.
Nachdem ich zwölf Jahre die dankenswerte Chance zur Mitarbeit in der Hamburger Distriktloge hatte, ziehe ich hier keine Bilanz. Das haben die Brüder zu tun — und bitteschön kritisch! Heute bestärken mich viele brüderliche Gespräche und das daraus gewonnene Meinungsbild, um jetzt als Logenbruder und mit meinen Erfahrungen um mich zu schauen.
Es heißt, Schreiben hat nur einen Sinn, wenn man bereit ist, sich angreifbar zu machen — das heißt, ehrlich ist und Phrasen vermeidet. Diesem Anspruch stelle ich mich gern.
Wahrnehmung und Sichtweise
Auf dem Großlogentreffen 2017 in Dresden lautete der AFuAMvD-Anspruch, wieder „Mitten in der Gesellschaft“ zu sein. Ob das inzwischen gelungen ist, dahinter setze ich ein kräftiges Fragezeichen. Wo war die humanitäre Freimaurerei zum Beispiel während Corona? Innen wie außen? Die Brüder hätten frühzeitig ein paar Leitplanken aus Berlin verdient und auch gebraucht, wie sie ihre Logen durch die Pandemie-Restriktionen steuern könnten. Was kam, war zu spät und wenig inhaltsreich.
Es erinnert mich an unsere „Begleitumstände“ der Flüchtlingskrise 2015. Die Großloge hüllte sich in Schweigen, dabei rührt das Thema Integration an die Grundpfeiler der humanitären Freimaurerei. Wieder gingen die Aktivitäten einzig von den Logen und den Distrikten aus. In Hamburg beispielsweise mit sehr erfolgreichem „Kennenlern-Kochen“ und Konzerten für Flüchtlingskinder.
Beide Male hat sich die Großloge im Gesamtbild nicht mit Ruhm bekleckert. Woran liegt das? Eine Lokomotive kann den Zug ziehen oder schieben. Welche Methode die Bessere ist, mag Geschmackssache sein. Mir fehlte der belebende Fahrtwind durch die Zug-Maschine — und ich vermisse ihn.
Jetzt wird für die Nachwelt um die Dokumentation von Erfahrungen und Erlebnissen aus der Covid-19-Pandemie und den in dieser Form einmaligen Logenschließungen als Projekt „Flaschenpost” gebeten. Die Logen sollen ihre Erfahrungen und Erlebnisse während der Pandemie-Zeit schildern. Allerdings: Dies ist eine Idee unserer Brüder aus Österreich. Meine Großloge hat sie schlicht übernommen nach dem Motto: Macht mal! Bei größtem Respekt für die wunderbare Idee der österreichischen Großloge: Ich fände es weit schöner, wenn unsere Ideen von Anderen übernommen würden und man nicht selbst auf den Ideenreichtum Dritter zurückgreifen muss. Damit das möglich ist, bedarf es zuvor der eigenen, lebendigen Tat. Und das ist für mich gerade in Krisenzeiten keinesfalls die angeforderte Ritual-Datensammlung oder das Spendenaufkommen.
Gewiss, ein funktionierendes Innenleben ist wichtig. Politik sei Organisation, hat schon Franz Müntefering gesagt. Aber dazu gehören auch noch Gestaltungsraum und vor allem -wille. Eigentlich sind wir doch die einzig verbliebene Volkspartei. Ganz ohne ideologische Unterfütterung von Partikularinteressen, sondern dem Gemeinwohl verpflichtet. Deshalb stünden uns Einfallsreichtum, Förderung von Diskurs und das Akzente-Setzen gut zu Gesicht. Genauso die Standpunktebildung und -vertretung sowie das aktive Begleiten von Meinungsbildungen. Dann muss auch nicht defensiv der Rückwärtsgang (Stichwort „Rechtsreform“) eingelegt werden.
Wie im Straßenverkehr gehört für mich deshalb dazu, ab und an vernehmlich laut zu hupen. Nicht nur als Ankündigung in der Serpentine, sondern auch als Stopp- oder Weckruf. Das schließt eine zivilisierte Konfliktbereitschaft ein. Kein Rowdytum, aber freimaurerische Entschieden- und Entschlossenheit.
Zumal der freiwerdende Platz sonst anderweitig genutzt wird. Stichworte sind Neugründungen wie die „Wolfstieg-Gesellschaft“ und Bewegungen wie „Freemasons For Future“. Oder es wird eben die mühsam erarbeitete Rechtsreform angeknabbert und muss dann auf Eis gelegt werden. Die Großloge steht abseits, anstatt sich die Frage zu stellen, ob diese Initiativen nicht Defizite in der Führung der deutschen Freimauerei offenlegen.
Wenn der VGL-Großmeister in der „FAZ“ ein Interview gibt, das zu 50 Prozent aus seinem Foto besteht und im Grundsatz sagt, er konnte vieles nicht umsetzen, weil seine Mitglieder, für die er verantwortlich steht und von denen er sich hat wählen lassen, bräsig nicht mitmachen, verlangt dies Widerspruch. Zumal auch andere Punkte eines Kommentares bedurft hätten.
Es ist eben sehr wohl unsere Angelegenheit, wenn der auch die Großloge AFuAMvD vertretene Großmeister der VGL das Bild von desinteressierten Brüdern zeichnet. Ich hätte mir von „unserer“ höchsten Verantwortungsebene gewünscht, dass sie sich nicht achselzuckend wegdreht. Weshalb muss der vergebliche Anstoß dazu aus Hamburg kommen? Auch öffentlich zugängliche Videoproduktionen, über die Streit ausgetragen und die Maurerei schwer beschädigt wird, dürfen nicht mit formalen Begründungen hingenommen werden.
Ein gewisser Wagemut ist inspirierend und schadet keinesfalls! „Es wäre wenig in der Welt unternommen worden, wenn man nur immer auf den Ausgang gesehen hätte”, ließ Freimaurer Lessing in „Miss Sara Sampson“ wissen. Konfliktfaul bin auch ich. Das ist aber kein Grund, ihm aus dem Weg zu gehen. Risikoadvers ja, aber bitte nicht risikoscheu. Themen nicht „abturfen“!
Ja, „das Unbekannte beinhaltet häufig Angst“. Eric Carle hielt das in seinem Kinderbuchklassiker „Die kleine Raupe Nimmersatt“ zutreffend fest. Als großer Anhänger von Wahrung des Bewährten, bin ich zugleich Fürsprecher, wenn es darum geht, nicht zu bewahren, was zur Erstarrung neigt und führt. Bitte keine unnötige Scheu, etwas anzugehen. Bei den US Navy Seals heißt es: „Der einfachste Tag war immer gestern.“ Das ist ein guter Antreiber. Insgesamt wirkt auf mich die Schublade der Großloge ideenleer.
Ich frage …
Wenn die Stuhlmeister zum „Geht hinaus in die Welt“ motivieren, wohin beabsichtigt denn meine Großloge zu gehen? Freimaurer wünschen keine Bevormundung. Aber was denkt, was plant sie? Ich höre nix. Auch keinen Plan. Die Bruderschaft darf Leitlinien und Orientierung erwarten.
Warum mussten die Brüder beim Thema „Sicherheit im Logenhaus“ erst durch eine sehr gute regionale Ausarbeitung angenehm überrascht werden? Hätten wir das nicht von der Großloge erwarten dürfen?
Eine umfangreiche Corona-Ausarbeitung kam spät im Pandemieverlauf. Gab es nicht mehr zu sagen, zu raten, Mut zu machen und brüderliche Empathie, ja Zuversicht auszustrahlen?
Welches merkwürdige Timing steckte hinter der Einladung in die „Zoom-Halle“ um dort nach einem Jahr Shutdown zu erklären, wie man denn so ein Online-Seminar überhaupt organisiert? Die Großloge muss da mit ihren Kapazitäten und Überblick viel früher ran. Gab es nicht überhaupt fehlende Aufmerksamkeit im Hinblick auf Angebote in diesen prekären Zeiten? Exakt dieses Versäumnis schaffte erst Raum für die genannten Neugründungen, deren Form und Inhalt zum Teil nicht unseren Interessen und Standpunkten entsprechen dürften und zu denen wir doch gewiss stehen — oder?
Finden wir wirklich kein „Personal“? Oder, noch schlimmer, kennen wir es nicht? Bleibt in der heutigen Netzwerkgesellschaft die Position des „Außenministers“ nach Br. Peter Doderer als Zugeordnetem Großmeister tatsächlich weiter vakant? Die Freimaurerei ist in der bundesweiten Öffentlichkeit nicht vertreten — nicht in der politischen Auseinandersetzung, nicht im intellektuellen Diskurs, nicht im kulturellen Zusammenhang, noch nicht einmal als Wertegemeinschaft, die „Inklusion“ in einem viel weitergehenden Sinn anbietet als alle Parteien zusammen. Allein der Versuch der Großloge dazu fehlt mir.
Wenn Preisverleihungen zu keinem zufriedenstellenden Input-Output-Ratio führen, ist dann Streichen wirklich die alleinige Option? Besser wäre es, das Vorgehen zu verändern. Ob das geprüft wurde, ist unbekannt. Schade. Hamburgs Verleger Gerd Bucerius lud bescheiden „auf ein Glas Wein und ein Butterbrot” ein. Bedenkenswert.
Dem ebenfalls lautlosen Abschied vom Engagement bei der „Bürgerstiftung Berlin-Neukölln“ folgt jetzt eine eigene Großlogen-Stiftung. Nennen wir das Announcement diskret. Die einzigen Informationen gab es bislang beim Großlogentag, die aber viele Fragen offenließen. Warum werden die Brüder nicht informiert, wenn es um eine so hohe Geldsumme geht? Und hatte uns nicht Helmut Schmidt mehrfach empfohlen, über Gutes auch zu reden? Und es ist doch gut, oder?
Wie kann das Projekt „The Magic Flute“ des großen Filmproduzenten Roland Emmerich der Aufmerksamkeit entgehen? Weshalb haben wir eine großartige Gelegenheit, die freimaurerischen Inhalte der Oper in ein modernes Gewand transportieren zu lassen, nicht zumindest versucht. Mein Eindruck: Das Projekt war der Großloge sogar völlig unbekannt, bis der Hinweis dort hingeschickt wurde.
Passiv passt nicht
Diese Fragen sind notwendig beziehungsweise weisen Lücken nach. Da mir die „Man-müsste-Fraktion“ nicht liegt:
Beseitigen wir den technischen Flickenteppich, auf dem wir uns bewegen, zu Gunsten einer harmonisierten, verpflichtenden Lösung. Die Zeiten wertvoller Briefwechsel schreibfreudiger Brüder sind leider vorbei. Neben der teilweise sinnlosen E-Mail-Flut findet auf dem elektronischen Kanal jetzt auch vieles statt, was die Nachwelt interessieren und erfahren sollte. Jeder Beamte, jede Loge und jeder Distrikt fährt ein eigenes System. Das nervt schon technisch (Versionen sind oft nicht kompatibel), vor allem aber wird die Historie so nicht flächendeckend gesichert. Br. Karl-Heinz Hofacker hat in der „Humanität“ Nr. 5/21 mit eindrucksvollen Worten beschrieben, welch große Herausforderung die Deckung in elektronischen Zeiten darstellt. Einzelne Logen, selbst Distrikte sind mit der Zurverfügungstellung der entsprechenden Hilfsmittel (eigene E-Mail-Wege, eigene Kommunikationsplattform) überfordert. Das kann nur die Großloge. Aber hierüber wird noch nicht einmal gesprochen. Digital ist bei der Großloge eine One-Man-Show. Der digitalen Infrastruktur gebührt das Prinzip „first class business, first class way“. Teuer und gut darf es sein.
Unsere GLT-Tagungen müssen wieder möglichst weit weg vom vereinsrechtlich Notwendigen und hin zu Inhalten, sprich Zielen und Wegen, wie Br. Rolf Appel richtig und ständig gefordert hatte. Die bundesweit einmalige Chance sollte auch genutzt werden, Inhalte einer kritischen Prüfung zu unterziehen und Impulse einzuholen. Außenfühler helfen nicht nur am wohligen Eigenheim!
Und dann auch „Einmischen, wenn andere Wegschauen”. (Obdachlose Kälteopfer z. B.) Der Slogan des logengeförderten Bertini-Preises: Nicht bissig, aber mit Biss. Und Begriffe (Querdenker) nicht unwidersprochen kapern lassen. Nicht allein effizient, auch hellwach und frisch sein lautet die Devise. Nicht stillschweigend Initiativen der Basis abwarten.
Was gut ist, wissen wir ja schon! Wir brauchen Anregungen — das war hier auf jedem Stuhlmeistertag wichtig. Dazu gehört es, sowohl Netzwerke zu bilden und zu nutzen, sowie dort Expertise einzuholen, wo sie uns noch fehlt. Ein kostenintensiver Workshop mit externer Kompetenz hat uns vor Ort gut geholfen als Grundlage für die notwendige Zukunftsstrategie. Stärken, Schwächen und Wege wurden sichtbar. Welchen Plan entwirft die Großloge? Und wie?
Das „social media“ nicht sozial ist, ist zutreffend. Leider auch eine Binsenweisheit. Das sollte uns aber weder beherrschen noch lähmen. Zumal der Hamburger 300-Jahr-Festredner, Prof. Norbert Lammert, sagte: „Unter mancherlei Gesichtspunkten ist das eine Errungenschaft“. Was wurde aus dem Darmstädter Themenblock des Großlogentages 2016 „Soziale Medien“ gefolgert und getan? Der Impuls ist völlig versandet. Wir haben noch nicht einmal darüber diskutiert, ob wir uns in den Sozialen Medien engagieren sollen.
So empfinde ich die persönliche Einladung, auf der Internet-Plattform „Clubhouse“ Großlogen-übergreifend mitmoderieren zu dürfen, als Chance. „Fragen über Fragen“ heißt es dort nicht nur, sondern sie werden uns auch seriös gestellt. Und wir nehmen selbst Einfluss, setzen Akzente. Diesen Medienzugang und neue Kontakte teilen wir partnerschaftlich inklusive der Frauenlogen. Wieder eine Initiative, die nur von der Basis kommt.
Telefonbuch, Flyer, Litfaßsäulen und sogar die Staatsbibliothek sind aus dem Alltag nahezu verschwunden. Insbesondere junge Gäste erwarten mit Recht für sie Passendes. Und junge Brüder übertragen Termine nicht mehr in den Chef-Dater oder Filofax, sondern erwarten elektronische Übertragbarkeit.
Laut meiner leidvollen Recherche existiert nirgendwo eine Mediathek, die den Ansprüchen unserer aufgeschlossenen, journalistischen Partner entspricht. Stückwerk ist die Konsequenz. Bei zudem oft unprofessioneller Qualität werden noch dazu ehrenamtliche Kapazitäten nur gebunden. Anpacken! Und Pressekontakte sowie -pflege gleich mit zuordnen.
Wo irgendetwas mal nicht klappt oder es hapert, dann bitte Hand-in-Hand für Verbesserung sorgen. Allianzen der Zusammenarbeit wie die „Kleine VGL Hamburgs“ (ein informeller Zusammenschluss aller hier tätigen Logen und Großlogen) führte zu verändertem, verbessertem Vorgehen und guten Ergebnissen. En passant stärken sie das brüderliche Verständnis über die Lehrarten hinweg. Und da die Freimaurerinnen im Rahmen der Spielregeln eingebunden sind, weiten wir den Blick gleich mehrfach.
Mir ist es ein Rätsel, wie Entwicklungen außerhalb des eigenen Gesichtsfeldes oft nicht wahrgenommen beziehungsweise ignoriert statt nutzbringend berücksichtigt werden. Wir brauchen den Hubschrauberblick von oben. Die Außenwelt interessiert es dabei einen feuchten Kehricht, was unsere Strukturen, Befindlichkeiten sowie Eitelkeiten und Animositäten anbelangt.
Michael Ende schrieb in seiner gleichnamigen Erzählung, dass die kleine „Momo“ zuhören konnte wie keine andere. Das müssen wir auch. Und wir müssen schnell sein, schneller werden bei der Umsetzung des Gehörten. Freimaurer dürfen ihren durchaus vorhandenen Zeitwohlstand nicht verplempern, sondern müssen ihn nutzen. „Wir wollen doch anders sein, wir wollen doch besser sein“, lautete einst der Zwischenruf beim GLT in Hannover.
Über allem muss erhalten und gefördert werden, dass das Innenleben der Maurerei unser Schutzhafen bleibt. Ausgewogenheit von Innen- und Außenaktivitäten, Pflege von Brauchtum und geistige Vertiefung. Der Verflachung muss Einhalt geboten werden. Eine Instruktions-Tafelloge sollte deshalb kein regionales Stückwerk bleiben. Bei uns werden Menschen über 60 auch nicht zu sogenannten „Hintergrundmenschen“. Ein riesiger Trumpf, den wir ausspielen sollten. Wir sprechen den Bildungsbürger und nicht den Bildbürger an. Dafür sollten wir ein- und geradestehen. Querdenker, das sind wir — und in redlichster Weise. Wie schon Mario Adorf sagte: „Eine geistige Leistung, die Wenigen gegeben ist.“ Wir können sogar Vordenker sein. Und genau aus diesen Gründen darf es nicht allein bei der Organisation des „Geschäftes“ bleiben. Beispielsweise verlassen die Babyboomer das Hamsterrad des Berufslebens. Welch Potenzial!
Fazit und Vorstellungen
Weshalb jetzt und weshalb so? „Wer interessieren will, muss provozieren“, meinte Salvador Dali. Das beabsichtige ich nicht. Vielmehr trete ich anhand von Beispielen und vor allem mit Vorschlägen dafür ein, dass wir auf Großlogenebene künftig nicht weiter unter Wert und vorhandenen Möglichkeiten auftreten. Aber auch ich soll jeden Tag 50-mal auf „Alles akzeptieren“ klicken, und das machte bei aller Loyalität etwas mit mir. Dem soll dieser Beitrag entgegenwirken und durch die „lebendige Tat“ Zeugnis geben, dass es eben auch anders geht. Die Hamburger Brüder haben in einem Gemeinschaftswerk (zum Teil mit anderen hier vertreten Großlogen und den Freimaurerinnen) Anregungen durch Praxis geliefert.
Selbstverständlich kann auch alles so bleiben, wie es ist. Zudem verkenne ich nicht die verheerende Bindung von zentralen Kapazitäten durch Ehrengerichtsverfahren und Logengründungen. Hier fordere ich die Bruderschaft selbst zur Umkehr auf! Aber es darf auch kein Teil unserer Großloge zum Raumschiff werden, wie es der Politik zuweilen nicht ganz grundlos zugeschrieben wird. Ja sie darf nicht einmal so empfunden werden. Die Großloge hat eine hohe Bedeutung. Wir brauchen sie und sie gehört „Mitten in die Logen-Gesellschaft“.
Einzelne Bauhütten und Distrikte schaffen es natürlich, auch unter den aktuellen Gegebenheiten ungerührt ihre Stärken mit Fantasie auszuspielen. Teilweise erkenne ich dabei sogar eine „Subsidiarität Kopf verkehrt herum“, nämlich ausgehend von der Distriktebene. Ich bin überzeugt, dass mehr und dass es auch besser geht.
„Es kommt dem Amt zu, Fragen zu stellen und die Arbeit für Antworten auf sie zu ermutigen, nicht aber Rezepte anzubieten. In den Grundansichten Konsens schaffen, Identität wahren und Orientierung über die Tagesfragen hinaus zu geben.“ Ich schließe mich Richard von Weizsäckers Amtsverständnis an: Influencer sein im besten Sinne des Wortes.
„Wenn Du ein Ass aus dem Ärmel ziehen willst, musst Du vorher eins reinstecken“, lautete die Showbusiness-Weisheit von Rudi Carrell. Sie gilt immer noch. Die AFAM-Bruderschaft stellt ein riesiges Blatt in der Hand dar.
Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 6-2021 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.