Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Vorbild sein

Empfehlen

Foto: metamorworks / Adobe Stock

Wenn alle auf Distanz gehen, sollte man versuchen Nähe zu erzeugen. Kann man mit sich ins Reine kommen, wenn man alle Fragen selbst beantworten muss? ES bedarf eines Dialoges mit vielen Menschen, um der eigenen Wahrheit näher zu kommen.

Ein Kommentar von Dr. Wolfgang Rühle

Warum gibt es immer weniger Freimaurer? Warum sind wir nicht als Freimaurer erkennbar? Woran soll man einen Freimaurer erkennen? An Winkelmaß und Zirkel? An anderen Symbolen? Wohl eher nicht. Er sollte erkennbar sein an seiner Haltung und an seinen Taten.

Für den Freimauer mit christlichen Wurzeln kann Jesus ein Vorbild sein. Seine Haltung und seine Taten sind überliefert, es hat das, was er sagte, praktiziert und das, was er praktizierte, wurde über mehr als 2000 Jahre weitergegeben. Er kam mit den anderen Menschen ins Gespräch, er hat seinen Glauben weitergegeben und konnte den Glauben anderer vertiefen. Er wirkte durch sein Beispiel, seine Taten und durch die vielen Gleichnisse, mit denen er die Zweifler zum Nachdenken brachte. Er nahm sich die Zeit, jeden der Andersdenkenden oder Leugner anzuhören und auf ihre Aussagen einzugehen, manchmal mit Tumult, überwiegend aber mit Ruhe und Respekt. Was könnten wir daraus lernen, wenn wir davon ausgehen, dass Jesus mit der Vermittlung seiner Lebensweise erfolgreich war?

Auch wir können dazu beitragen, Menschen hinzuführen zum Glauben, sie für den Glauben zu begeistern, für den Glauben an sich, an die Menschheit, an den Menschen, seinen Gott oder an die Natur oder an irgendetwas Werthaltiges, was für ihn lebenswert ist.

Jeder Mensch kann Beispiel geben. Durch sein Auftreten, durch seine Haltung, seinen Stil, seine Wahl der Worte. Dieses sollte im Großen und Ganzen gelten, nicht nur im kleinen Kreis oder in der Loge. Selbst Beispiel sein muss nicht anstrengend sein. Es gelingt meist von alleine, wenn man sich nicht verstellen muss, wenn man sich so gibt, wie man ist und trotzdem einen guten Eindruck hinterlässt. Selbst Beispiel sein, ist ein guter Vorsatz und es ist ein langer Weg, von der Entscheidung bis zum Gelingen; für die meisten Menschen sind es aber die vielen positiven Erlebnisse, die sie auf ihrem neuen Weg erleben, die sie begeistern und in ihrem Glauben bestärken.

Aber, was passiert, wenn Menschen sich nicht mehr treffen? Nicht mehr in kleinen Kreisen, in der Kirche, in der Loge, nicht mehr zu anderen Gelegenheiten? Menschen, die sich selbst genug sind, die im Auto unterwegs sind oder in ihren vier Wänden, wo immer die auch sind?

Nun erleben wir derzeit, dass wir gezwungen werden, zu unserem gegenseitigen Schutz dieses Verhalten, hin zur Einsamkeit, zur sozialen Distanz sogar noch zu verstärken. Kann das im Sinne eines sozialen Miteinanders die richtige Lösung sein? Kann man nicht die Bedürfnisse des Menschen und die Pflichten des Staates besser mit einander in Einklang bringen?

Folgt man der Interpretation der Philosophen durch die Jahrhunderte, so erkennen diese den Menschen im Allgemeinen als vernunftbegabtes Wesen.
Der Mensch ändert meist freiwillig sein Verhalten, wenn seine Gesundheit bzw. sein Leben erkennbar bedroht wird, oder aber der Staat eine gesetzliche Vorgabe erlässt. In der Regel gilt das für den größten Teil der jeweiligen Gesellschaft. Für diejenigen, die nicht befähigt sind, sich dieser Logik anzuschließen, die sich z .B. durch Negation den Risiken entziehen wollen, für diejenigen wurde die Kontrolle erfunden.

Freiwilligkeit unterliegt meist der eignen Kontrolle, jeder ist dann sein eigenes Regulativ. Auch eine Gruppe kann sich so verhalten, auf Basis der Prinzipien von Verstand, Vernunft und Verantwortung. Was aber geschieht mit denjenigen die sich der Solidargemeinschaft entziehen, diese sogar der Zwangsherrschaft bezichtigen? Diese Menschen grenzen sich selbst aus und machen die Solidargemeinschaft für dieses aus ihrer Sicht fehlerhafte Verhalten verantwortlich. Die Solidargemeinschaft, bzw. jeder Einzelne darin, kann ein Angebot machen und eine Teilhabe anbieten, immer wieder, auf Basis guter Argumente und sachlicher Argumentation. Jeder kann helfen, die Risiken abzuwägen, kann Zweifel an den verschiedenen Positionen erzeugen und Widersprüche beseitigen. Jeder kann Mut machen und die Angst mildern. Jeder kann Einsicht und Erkenntnis fördern und zum Mitmachen anregen.

Wenn wir uns angewöhnen über Lösungen zu sprechen, so werden wir Lösungen finden, wenn wir immer nur über Probleme reden, werden wir diese vermehren, eine sehr unkluge Entscheidung.

Kommentare stellen die Meinung des Verfassers dar, nicht zwingend die der Großloge oder der Mehrheit der Bruderschaft. Sie sollen die Vielfalt der Anschauungen in der humanitären Freimaurerei darstellen.

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