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Auch die Bruderschaft der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland erlebt derzeit eine Diskussion um die Verwendung der deutschen Flagge. Nicht durch die Logen, sondern durch einzelne Brüder, die sich während der Europameisterschaft als Fans zur deutschen Nationalmannschaft bekennen. Ein Missbrauch eines Staatssymbols sei dies. Peinlich und rückwärtsgewandt, zur Exklusion auffordernd und was nicht noch alles. Außerdem seien die deutschen Farben von Pegida und Konsorten missbraucht worden, so dass sie im Ausland für Fremdenfeindlichkeit und Rassismus stehen würden.
Ich sehe es anders. Schwarz, Rot, Gold steht seit dem Hambacher Fest für den demokratischen Aufbruch eines einigen Deutschlands. Es waren die Farben der demokratischen Märzrevolution von 1848, es waren die Farben der Weimarer Republik und es sind die Farben des demokratischen Deutschland bis heute. Ja, ich weiß, es waren auch die Farben von Barbarossa und Heinrich Heine mochte sie nicht. Und dennoch, es sind die Farben des Hambacher Festes, von Robert Blum, von Ferdinand Freiligrath und anderen, die für ein einiges und demokratisches Deutschland stritten.
Nun kann man einwenden, das Konzept des Nationalstaats gehöre ins 19. Jahrhundert und es schaffe heutzutage mehr Probleme als es löse. Dem stimme ich nur sehr bedingt zu. Die weitverbreitete Skepsis der EU gegenüber liegt doch auch darin begründet, dass eine solche Zentralgewalt als anonym, intransparent und fragwürdig legitimiert gilt. Ich glaube, dass zwischen Volk und Interessenvertretung eine gewisse Größenrelation nicht überschritten werden darf, ohne dem Gemeinwesen selbst die Legitimation zu entziehen.
Zwar ist es richtig, Staaten trennen Menschen. Lessing beschreibt im 2. Gespräch von Ernst und Falk: „Das ist: wenn jetzt ein Deutscher einem Franzosen, ein Franzose einem Engländer oder umgekehrt begegnet, so begegnet nicht mehr ein bloßer Mensch einem bloßen Menschen die vermögen ihrer gleichen Natur gegeneinander angezogen werden; sondern ein solcher Mensch begegnet einem solchen Menschen, die ihrer verschiedenen Tendenz sich bewusst sind, welches sie gegeneinander
kalt, zurückhaltend, misstrauisch macht, noch ehe sie für ihre einzelne Person das geringste miteinander zu schaffen und zu teilen haben.“ Er macht im Folgenden
deutlich, dass er das Trennende in der bürgerlichen Gesellschaft für immanent hält, dass die bürgerliche Gesellschaft nicht ohne Trennungen funktioniert. Es ist gut, sich dies bewusst zu machen, um von dort zu weiteren Schlüssen zu kommen.
Wir haben erlebt wie die Überbetonung des Trennenden zwischen Staaten in den Abgrund führt. Zwei Weltkriege, unermessliches Leid haben nicht dazu geführt, dass die Menschheit ihr Verhalten grundlegend geändert hätte. Wir erleben im Gegenteil, dass die alte Methode nach wie vor funktioniert. Von den sogenannten Spaziergängen der
Dumpfen von Dresden bis zur Gewalt gegen Fremde, es ist der Sumpf des Nationalismus in dem all das traurige Blüten treibt. Und ja, auch die Freude über das „Fußballmärchen 2006“ und die damit einhergehende Freude am Zeigen der deutschen Fahne hat nicht nur Schönes hervorgebracht. Es ist also nicht nur legitim sondern auch notwendig, wachsam zu sein, denn der große Verführer Nationalismus lauert stets.
Für mich kann das aber nicht bedeuten, dass ich die Fahne den ewig gestrigen überlasse, die besoffen „Deutschland, Deutschland über alles“ grölen oder die sich derzeit, zerfressen von Hass und Neid, gegenseitig an Widerwärtigkeiten überbieten. Sie gehört nicht den Brandstiftern, die sich als besorgte Bürger tarnen, um den blanken Hass zu schüren. Sie alle gehören zu Deutschland – leider! Aber sie sind es nicht. Ihnen gehören diese Farben nicht.
Auch deshalb wende ich mich gegen den Versuch, die Fahnen wieder zu tabuisieren. Im Gegenteil, gerade weil es die Fahne der Freiheit ist, bekenne ich mich zu ihr. Sie steht für die Werte, die mir wichtig sind, sie steht für die Demokratie, den Pluralismus und für ein tolerantes Deutschland. Sie steht für mein Deutschland.
Bert Brecht drückt es in seiner Kinderhymne so treffend aus:
„Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Dass ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.
Dass die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.
Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir’s
Und das Schönste mag’s uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs.“
Und mit diesem Gefühl freue ich mich an der Europameisterschaft und wünsche der deutschen Nationalmannschaft den Erfolg. Einer Nationalmannschaft übrigens, die so bunt ist wie das Leben in Deutschland. Dieses Bunte macht uns aus, und diese bunte Gesellschaft findet sich für mich auch in den deutschen Farben. Und bei einem Internationalen Wettbewerb zeige ich das auch gerne.
Lessing hat sich übrigens mit der Erkenntnis des trennenden Elements in der bürgerlichen Gesellschaft nicht zufrieden gegeben. Vielmehr leitet er daraus die programmatischen Sätze ab, die stets am Anfang einer Arbeit meiner guten Loge Lessing in Frankfurt stehen.
„Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Männer geben möchte, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg wären und genau wüssten, wo Patriotismus Tugend zu sein aufhört. Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Männer geben möchte, die dem Vorurteile ihrer angeborenen Religion nicht unterlägen; nicht glaubten, dass alles notwendig gut und wahr sein müsse, was sie für gut und wahr erkennen.“
Recht sehr zu wünschen, dass es in jedem Staate Männer geben möchte, welche bürgerliche Hoheit nicht blendet und bürgerliche Geringfügigkeit nicht ekelt; in deren Gesellschaft der Hohe sich gern herablässt und der Geringe sich dreist erhebt.
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