Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)

Wir müssen mehr Freimaurerei in die Brüder bringen

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© cynoclub / Adobe Stock

Bei den vielen Beiträgen in diesem Freimaurersprachrohr stelle ich fest, dass man herrlich theoretisieren kann. Dabei vergisst man allzu schnell, dass der eigentliche Werbeträger wir Brüder selbst sind, die durch ihren Umgang mit- und untereinander die wirklich wichtigen Signale aussenden, um diesem Bruderbund Aufmerksamkeit zu bringen.

Es ist nicht die Öffentlichkeitsarbeit, die häufig sowieso nur von den mitgliederstärksten Logen sinnvoll und erfolgreich gestaltet wird. Es ist auch der moderne und medienwirksame Versuch, unsere Idee in die Zukunft zu retten. Das kann nicht funktionieren, wenn dem potenziell Interessierten ein Logenleben vorgegaukelt wird, das keiner Prüfung standhält. Die hehren Ziele unseres Bundes immer wieder unter Beweis zu stellen, kann mitunter anstrengend sein. Nämlich dann, wenn Gäste erkennen, dass es im Bruderkreis unterschiedliche Strömungen gibt.

Nun ist es jedem Bruder freigestellt, die Schwerpunkte für sich so zu setzen, wie er es für richtig hält. Was uns eint, ist das Ritual. Hier holen wir uns die Stärke für unser tägliches Leben. Die Verbindlichkeit, die wir dabei untereinander pflegen ist der eigentliche Aspekt, den wir durch eine gute Gesprächskultur vermitteln. Das allein ist unser Credo, was uns von anderen Clubs und Organisationen unterscheidet.

Auch wenn wir gelegentlich punktuell auf Hilferufe von Menschen und Organisationen reagieren, Karitas ist nicht unser vordringliches Ziel, es ist eher die Brüderlichkeit, die wir untereinander pflegen, gestützt und vermittelt durch das Ritual.

Es wird vielen Brüdern bei ehrlicher Prüfung so gehen wie mir. Man kommt irgendwann an eine Stelle, wo man sich die „Gretchenfrage“ stellt: „Warum tue ich mir das überhaupt an?“ Im normalen menschlichen Leben hätte man schon längst „die Segel gestrichen“. Auch der Logenwechsel ist ein denkbar schlechter Ratgeber, denn es kann durchaus passieren, dass man dort ähnliche Umstände vorfindet. Deshalb sind das Bleiben und der Versuch der Änderung von Unzulänglichkeiten die besseren Ratgeber, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.

Dabei kann dies auch Ergebnis der irrigen Meinung sein, selbst frei von freimaurerischen Unzulänglichkeiten zu sein. Ein Bruder hat mir mal gesagt: „Nimm nicht immer alles so ernst!“

Dass ich das aber dennoch tue, hat damit zu tun, dass mir unsere Idee zu wichtig ist, um sie einfach aufzugeben. Mir liegt der Text im Ritual am Herzen, wenn der Meister vom Stuhl sagt: „Geht nun zurück in die Welt, meine Brüder, und bewährt euch als Freimaurer. Wehret dem Unrecht, wo es sich zeigt, seid wachsam auf euch selbst!“

Gerade diese Empfehlung hat es mir angetan, denn wie oft übersehen wir unsere eigene Unzulänglichkeit im Umgang mitein­ander. Das alleinige Bemühen reicht nicht aus, wie ich selbstkritisch sagen muss. Viele Dinge werden unausgesprochen bleiben, weil man nicht so eng miteinander verbunden ist, wie man das gerne hätte. Zwischen Freund und Bruder besteht hin und wieder leider eine Diskrepanz. Wenn man in der Zielsetzung einig ist, wird dadurch vieles kompensiert.

Als Mitarbeiter im Distrikt Nordrhein-Westfalen liegt mir viel an den Zusammenkünften der Brüder im „Collegium Masonicum“, das zweimal im Jahr stattfindet. Dort kommen ältere und jüngere Brüder zusammen, die sich dort die Stärke holen, um die Herausforderungen in der eigenen Loge besser meistern zu können.

Bei der Vorbereitung gehen mir immer Gedanken durch den Kopf, wie die Verbindlichkeit in dieser Zusammenkunft zu formen oder zu steigern ist. Meist kann man das an den zufriedenen und freundlichen Gesichtern erkennen und der Häufigkeit der Anmeldung. Ich überreiche den Teilnehmern regelmäßig ein kleines Gelöbnis für die Brieftasche, damit sie gelegentlich daran erinnert werden, worauf sie sich eingelassen haben.

Wenn es uns also gelingt, einen offenen und verbindlichen Umgang in unserem Bruderbund zu etablieren, dann ist der meines Erachtens der beste Werbeträger. Das Kon­trollorgan auf diesem Weg ist nicht ein Amt in der eigenen Loge oder eine besondere Reputation in der Großloge oder deren Ableger im Distrikt, sondern vielmehr der Spiegel, in dem man sich täglich wahrnimmt.

Br. Wolfgang Weber aus der Loge „Zu den drei Rosenknospen“ i. Or. Bochum hat das in den 60er Jahren, angelehnt an einen Ausspruch des Fürsten Carl Alexander von Thurn und Taxis, so formuliert: „Wir müssen nicht mehr Brüder in die Freimaurerei bringen, sondern mehr Freimaurerei in die Brüder.“

Wenn uns das gelingt, ist es der beste Werbeträger, dann klappt’s auch mit dem „Nachbarn“ …

Dieser Beitrag stammt aus dem Heft 1-2020 der HUMANITÄT, dem deutschen Freimaurer-Magazin. Das Heft kann bei der Kanzlei abonniert werden.

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